GAIS: Der wiedergefundene Grossvater

Beeren suchen im Wald – und dann von Drachen verschleppt werden. Grossvätern kann es so ergehen. Dann nämlich, wenn sie als Bub in diese Rolle schlüpfen und an der Theaterwoche im Walderlebnisraum teilnehmen.

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Der Wald gibt die Kulisse ab und ist auch Zuschauerraum. (Bild: Martin Hüsler)

Der Wald gibt die Kulisse ab und ist auch Zuschauerraum. (Bild: Martin Hüsler)

Alles ist in der Fantasie jener dreizehn Kinder entstanden, die einander am vergangenen Dienstag zum Teil erstmals gesehen haben. Von den beiden Musik- und Bewegungspädagoginnen Marianne Boos und Nadine Wismer in den Wald hinaus geschickt, um brauchbare Ideen für ein Theaterstück zusammenzutragen, brachten Malik, Nina, Michael, Julia, Félice, Fabian, Zoi, Gilveen, Fie, Noah, Jaël, Nadim und Carla eine Fülle von Einfällen zurück.

Eifrig wurde notiert, was der Geschichte Gehalt geben könnte. So gehörten Adler ins Stück, eine Grossmutter und ein Grossvater durften nicht fehlen, im Wald spielende und sich dabei verletzende Kinder passten in die Geschichte, eine Quelle sollte versiegen und für Drachen, die in einer aus Tannenästen errichteten Höhle hausen, gab es Platz im Ablauf, der selbstredend in ein glückliches Ende mündete. Unter Anleitung der beiden Frauen wurden die Ideen zurechtgeschliffen und zu Szenen ausgebaut. Ein Eröffnungslied nahm Gestalt an, und einfache Instrumente verstärkten die Spielszenen mit Klang und Rhythmus. Auch die Kostümschneiderei legte sich ins Zeug und liess den Adlern, die den Ruf des Originals täuschend ähnlich nachahmten, Flügel wachsen.

Was nach vier Tagen Probe herausgekommen ist, löste am späten Freitagnachmittag bei einem zahlreichen Publikum viel Entzücken aus. Es war vom Gesehenen und Gehörten, dargeboten in zauberhafter kindlicher Hingabe, sichtlich berührt. Als hübschen Regieeinfall empfand es den Einbezug des Waldes ins Spiel, so dass eine weitläufige Bühne entstand – mobiles Theater eben. Es war schön, die Begeisterung der Buben und Mädchen mitzuerleben und zu sehen, wie sehr sie in ihrem Spiel aufgingen.

Bestens angeleitet von Marianne Boos und Nadine Wismer kam eine Aufführung zustande, die auch das Wertvolle an solchen Projekten erkennen liess: Sich einfügen in eine Gemeinschaft, zusammen etwas erarbeiten – und das erst noch im Wald, fernab von allen elektronischen Spielen auf dem Smartphone. Dass der Platzregen erst einsetzte, als der Schlussapplaus verklungen und sich die Theatertruppe samt Publikum unter dem schützenden Dach des Waldhauses zum Apéro versammelt hatte, liess die Vermutung aufkommen, Petrus habe ebenfalls seinen Teil zur Regie beigesteuert.

Martin Hüsler

redaktion

@appenzellerzeitung.ch