Halfpipe-Freeskier Joel Gisler ist der Saisonauftakt geglückt. Er gehört derzeit als einziger Schweizer zur erweiterten Weltelite. Für das Jahr 2017 bleiben die Weltmeisterschaften Mitte März das Saisonziel.
Urs Huwyler
Mit Rang acht beim ersten Weltcup der Saison 2016/17 in Copper Mountain (USA) darf Halfpipe-Freeskier Joel Gisler (Libingen) zufrieden sein. «Allerdings», schränkt der Olympia-Teilnehmer von Sotschi 2014 ein, «im Final der Top 10 wäre mehr möglich gewesen. Wichtig ist jedoch vorerst, dass ich die Sprünge sicher beherrsche, jeweils die Qualifikation überstehe und mich so in der Weltelite behaupten kann, einen Namen in der Szene erhalte», resümiert der amtierende Schweizer Meister.
Nicht überraschend lässt der Boom bei den Halfpipe-Freeskiern auf sich warten. In der jungen olympischen Sportart – 2014 in Sotschi erstmals im Programm – besteht das National-/A-Kader nach dem Rücktritt von Fabian Meyer (Neu St. Johann) einzig aus Joel Gisler (Libingen), der Nummer 13 auf der FIS-Liste. 2015 war es zur gleichen Zeit Rang 22. Bis zur WM im März in der Sierra Nevada (Sp) soll es dank Spitzenplätzen im Weltcup noch weiter nach vorne gehen.
Jugend-Olympia-Teilnehmer Mario Grob aus Ennetbühl (Nr. 56) bildet mit vier Kollegen zusammen das Sichtungskader. Insgesamt sind es damit nicht halb so viele Leute wie bei den Alpinen oder Langläufern allein im C-Kader.
Was bei den Trainingsbedingungen kaum erstaunt. «Es gibt während der Vorbereitungsphase kaum Pipes in unmittelbarer Nähe. Wir können», so der aus einer Alpin-Familie stammende Gisler, «nur blockweise im Ausland auf Schnee trainieren.» Ein Trainingslager (ohne Wettkampf) in Neuseeland gehörte dazu. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2018 wünscht nicht nur er sich eine bessere Infrastruktur. «Die andern Nationen werden nicht zurückstecken. Um künftig mithalten zu können, müssen wir noch mehr tun», ist der talentierte Inline-Skater überzeugt.
Die personelle Situation kommt ihm allerdings entgegen, denn der Trainer kann sich individuell auf Joel Gisler konzentrieren. In den USA war ebenfalls kein zweiter Schweizer am Start. «Wir können fast als Privatteam Schritt für Schritt vorwärts gehen, das Risiko kontrolliert minimieren. In einer grösseren Gruppe», so der ehemalige Junioren-Vizeweltmeister, «wäre es bestimmt schwieriger.» Inzwischen wird professioneller trainiert. Anfangs war dies nur bedingt der Fall. Es wurden Jumps versucht, die bei zehn Anläufen vielleicht zweimal klappten. Jetzt muss der Trick achtmal gestanden werden, bevor er gezeigt wird.
Die Mehrheit der Individualisten auf Ski und Snowboard zieht es Richtung Slopestyle. Dachdecker-Lehrling Mario Grob nimmt die zweite Disziplin ebenfalls mit. Einerseits empfinden die meisten Freestyler den Hindernisparcours als abwechslungsreicher, andererseits kann im heimischen Gelände trainiert werden. Halfpipes sind speziell im Vorwinter Mangelware. «Das ist auch für den Nachwuchs eine schwierige Situation», weiss Christoph Perreten, Chef Freestyle bei Swiss Ski.
Im Winter ist die Schweiz besser aufgestellt. Laax, Grindelwald, Davos, Crans-Montana und Corvatsch führen im Rahmen der Freeski Tour fünf Contests durch. Im Slopestyle sind es deren acht (11. Februar 2017 in Wildhaus). Ende Saison zählen die fünf besten Resultate. Eines muss aus der Disziplin Halfpipe stammen. «Wir wollen beim Nachwuchs die Vielseitigkeit fördern. Tricks in der Halfpipe gehören dazu», erklärt Perreten.
Selbst wer einem Swiss Ski-Kader angehört, kann den Aufwand kaum finanzieren, muss nebenbei arbeiten. Gisler hat das Glück, in der Malerei Meier in Bütschwil temporär arbeiten zu dürfen und kurzfristig auf Termine reagieren zu können. Bei der Sponsorensuche geht das Micarna-Teammitglied neue Wege. Joel Gisler gehört zu den Botschaftern bei «Picstars». Auf geposteten Fotos kann ein Logo platziert und durch die Präsenz in den sozialen Medien bei Werbeauftritten eine grössere Reichweite erzielt werden.