Der aus Kirchberg stammende Duftentdecker und -erforscher Roman Kaiser fesselte die Zuhörer mit seinen Berichten, Bildern und Düften bei seinem Vortrag im Hotel Löwen.
WATTWIL. Die Givaudan in Dübendorf ist mit einem Marktanteil von 40 Prozent die weltgrösste Aromafirma. Die Aufgabe des studierten Chemikers Roman Kaiser ist das Auffinden von neuen Duftkomponenten, etwa zur Herstellung von Parfums. Seit den Siebzigerjahren machen es die Elektronik und diverse Analysesysteme möglich, den Pflanzen schonend Mikroproben des Dufts zu entnehmen und diese später in ihre Komponenten und Moleküle aufzuschlüsseln. Darauf basierend können Düfte synthetisch nachgebildet werden. Auf Einladung des Pilzvereins Toggenburg erzählte der Riechstoffchemiker am Montagabend von seinen Reisen und Arbeiten, untermalt mit Bildern und Düften. Den Bogen zu den «Pilzlern» schlug er mit Pilzdüfte nachahmenden Blumen.
Der Duftpionier Roman Kaiser gehört zwar nicht zu den «duftblinden» 30 Prozent Menschen, die gewisse Düfte nicht wahrnehmen können, seine Nase sei ganz gewöhnlich. Trotzdem betonte er: «Eine speziell trainierte Nase ist das A und O. Sonst kann man sich in dieser Welt gar nicht bewegen.» Seine Dufterfahrung erlaubt es ihm unterdessen, zwei- bis dreitausend Düfte zuordnen zu können. Er erklärte auch, dass eine Hauptkomponente eines Dufts mit 50 Prozent Beteiligung trotzdem nur schwach an einem charakteristischen Duft beteiligt sein kann. Etwa ein Prozent der Duftkomponenten einer Pflanze mache den Charakter aus.
Der Referent begann mit seiner Duftreise in China in Lijiang an der Grenze zum Tibet. Die Zuhörer bekamen den ersten von zwölf Duftstreifen mit dem rekonstruierten Duft der gelben Pfingstrose Paeonia lutea. Dabei erklärte er, dass die Konzentration einer Duftkomponente entscheidend sei und etwa eine zehnfache Verstärkung den feinen Cassisduft zu Katzenurin verändert. Der Duft der Orchis pallens liesse einen an einen feinen Weisswein denken, genannt Sauvignon Blanc Palliser Estate, erzählte Roman Kaiser. Zu Papua Neu Guinea erzählte der Forscher, wie wichtig dort die Beziehung zu den Bewohnern und die Begleitung durch Einheimische war. Dazu gehörte nach der Ankunft eine Frage- und Antwortzeremonie von über zwei Stunden zur Legitimation, sich dort überhaupt bewegen zu dürfen. In dieser Gegend befinde sich ein Grossteil aller Orchideenarten. Weiter ging es in den Süden von Indien zu den Lotusblüten.
Roman Kaiser machte auch einen Abstecher in die Schweizer Alpen zu der Blume «Männertreu». Dann wies er auf den Tiefengletscher in der Furka-Region hin, auf dem sich manchmal eine erstaunlich rötliche Färbung zeigt, die auf eine Schneealge zurückzuführen ist und nach Wassermelonen duftet.
Dann ging die Reise in den Süden Afrikas, weiter nach Amazonien und endete im verloren gegangenen Paradies Hawaii. Die ursprünglichen Pflanzenbestände sind dort besonders bedroht durch angesiedelte Pflanzen. Zudem wies der passionierte Duftforscher an diesem Abend auf die katastrophalen Auswirkungen auf die Artenvielfalt hin, die durch das Abholzen der Regenwälder entsteht.