Unter anderem wegen des milden Winters hat die Kundschaft in den vergangenen Monaten 30 Prozent weniger Energie verbraucht, als im letzten Jahr. Zudem sind die Beschaffungskosten gesunken.
Die Säntis Energie AG versorgt in Appenzell Ausserrhoden Herisau und Waldstatt mit Gas. Der Energieanbieter passt die Preise für seine Erdgas- und Biogasprodukte an. Bereits im Dezember wurde der Endkundenpreis um 1,5 Rappen pro Kilowattstunde Gas gesenkt. Per 1. Februar wurde der Preis nochmals um 1,5 Rappen reduziert. Grund seien gesunkene Beschaffungskosten, wie Geschäftsführer Marc Zysset erklärt.
Der grösste Teil des Gases werde aufgrund der Vorjahresverbräuche und Verbrauchserwartungen im Voraus eingekauft. «Kurzfristige Änderungen am Gasmarkt haben also eine verminderte Wirkung auf die Beschaffungskosten der Energieversorger, so auch bei uns», erklärt Zysset. Trotzdem sei die Wirkung auf das Beschaffungsportfolio da und soll den Kunden möglichst schnell weitergegeben werden.
Neu kostet Biogas für «Wärme Privat», sprich Heizungsanlagen für Wohnbauten, sowie gewerbliche Anwendungen mit einer Winterspitze, 22,28 Rappen pro kWh. Damit bewege man sich laut Zysset immer noch auf einem hohen allgemeinen Preisniveau. Ein Haushalt, in dem zwei Personen leben, verbraucht rund 8000 bis 12'000 kWh im Jahr.
Zu Beginn des unerwartet milden Winters war von einer drohenden Gasmangellage die Rede. Diese ist nun nicht eingetreten. Dennoch hatte die Diskussion einen Einfluss auf den Gasverbrauch der Bevölkerung. Die Kundschaft der Säntis Energie AG hat im Vergleich zum Winter 2021/22 laut Zysset 30 Prozent weniger Energie verbraucht.
Dafür gebe es zwei Hauptgründe. Zum einen hätten Zweistoffkunden aufgrund der Bundesempfehlung von Gas auf Öl umgestellt und zum anderen sei der Winter bis anhin überdurchschnittlich mild. «Von Oktober bis Dezember haben wir rund 30 Prozent weniger Heizgradtage verzeichnet als im Vorjahr. Zudem kommt dazu, dass viele Kunden ihre Heizungen etwas zurückgeschraubt haben», so der Geschäftsführer.
Derzeit sei die Gasversorgung in Europa stabil. Die Gasspeicher in Europa sind mit über 70 Prozent per Ende Januar noch immer weit überdurchschnittlich gefüllt. «Es kam zu keiner Zeit zu Engpässen, was natürlich auch dem milden Winter zu verdanken ist», so Zysset.
Eine Gasmangellage bezeichnet Zysset derzeit in Anbetracht der stark entspannten Lage als unwahrscheinlich. Zum Anstieg der Gaspreise vor dem Wintereinbruch sagt er: «Ängste von Marktteilnehmern befeuern immer die Preise, egal um welches Gut es sich handelt. Beim Gas war das sicher auch so.» Der Bundesrat hat die Schweizer Gasversorger zu einer sogenannten «Wintervorsorge» verpflichtet. Diese kostet die Kunden 0,22 Rappen/kWh. Dieser Kostenteil wird von Oktober 2022 bis April 2023 erhoben. Wie hoch dieser Kostenteil im kommenden Winter sein wird, sei noch nicht bekannt.
Wenn sich die Marktsituation in Europa weiter beruhige, werde man die Gaspreise weiter senken können. «Solange man aber den Krieg nur weiter anheizt, anstatt endlich Friedensbestrebungen ins Auge zu fassen, wird sich die Energiesituation in ganz Europa preislich nicht massgebend beruhigen können», erklärt Zysset.