Im Dezember reicht die Regio Wil dem Bund das Agglomerationsprogramm dritter Generation zur Beurteilung ein. Alle 22 Mitgliedgemeinden dürften dem gemeinsamen Infrastrukturprojekt zustimmen.
In den Augen der Verantwortlichen der Regio Wil ist es ein Lehrstück für interkantonale und interkommunale Zusammenarbeit mit Vorbildcharakter für die ganze Schweiz: Die 22 Gemeinden der Regio Wil, verteilt auf die Kantone Thurgau und St. Gallen, einigten sich auf die solidarische Planung und Ausarbeitung eines gemeinsamen Aggloprogramms. Die Hauptziele sind eine Intensivierung der Anstrengungen zur Innenentwicklung an gut mit dem öV erschlossene Lagen, der Schutz und die Aufwertung der Landschaft auch für die Naherholung, eine wesentliche Verbesserung im ÖV-Angebot und der Langsamverkehrsnetze sowie die Entlastung des Stadtzentrums von Wil sowie der Gemeinden Sirnach und Münchwilen durch den neuen Autobahnanschluss Wil West und weitere flankierende Massnahmen. Zudem soll mit der Konzentration der wirtschaftlichen Entwicklung in Wil West ein Gegenpol zu den Nachbaragglomerationen Winterthur und St. Gallen geschaffen werden. Was 2011 mit einer Testplanung begann, mündete in eine Charta, eine von allen Partnern mitgetragene Zielvereinbarung, einen Masterplan und schliesslich in gemeinsame Investitionen in verschiedene Infrastrukturvorprojekte.
Die Gemeinden und Kantone sind nun eingeladen, das Agglomerationsprogramm dritter Generation an der Delegiertenversammlung der Regio Wil vom nächsten Donnerstag zu verabschieden. Die Einreichung des Programms beim Bund muss bis Ende Dezember erfolgen.
Der Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Wil West ist das Herzstück im Agglomerationsprogramm Wil. Durch eine umsichtige und langfristig angelegte Planung entsteht ein landschaftlich, verkehrlich, städtebaulich, ökologisch und wirtschaftlich wegweisendes Projekt. Zusammen mit flankierenden Massnahmen trägt die Infrastruktur für die optimale Erschliessung des Areals auch zur Entlastung des Zentrums Wil bei, was ein weiterer Schwerpunkt im Agglomerationsprogramm ist. Damit Wil West realisiert werden kann, müssen verschiedene Anforderungen im Agglomerationsprogramm erfüllt sein. Unter anderem wird der Nachweis gefordert, dass der schonende und nachhaltige Umgang mit Kulturland sichergestellt ist. «Durch die Konzentration der industriellen und gewerblichen Flächen auf einen gut erschlossenen Entwicklungsschwerpunkt nahe an der Autobahn und angrenzend an bereits bestehende Gewerbe- und Industriegebiete wird eine unkontrollierte Entwicklung in den Gemeinden eingedämmt und der Zersiedelung entgegengewirkt», sagt Regio-Wil-Präsident Christoph Häne. «Eine verantwortungsvolle regionale Entwicklung bedingt nebst dem achtsamen Umgang mit Kulturland und landschaftlichen Qualitäten aber auch die Schaffung einer zukunftsfähigen volkswirtschaftlichen Perspektive für die nächsten Generationen. Im Chancenprojekt Wil West werden beide Komponenten gleichermassen erfüllt.»
Die Planung für Wil West wird weiter vorangetrieben. Zurzeit ist eine Nutzungsanalyse für das künftige Wirtschaftsgebiet in Arbeit. Bis Ende Februar 2017 soll ein erster Gestaltungsplan für das 15 Hektaren grosse Areal vorliegen. Vorgesehen ist eine Nutzung von je einem Drittel der verfügbaren Fläche für expandierende, ansässige Gewerbebetriebe und KMU, für Neuansiedlungen und für eine öffentliche Nutzung. Besonderer Wert wird auf einen guten Branchenmix gelegt mit möglichen Neuansiedlern, aber auch heimischem Gewerbe und Dienstleistern aus der Region. Durch die Konzentration auf einen Standort können diese auf dem Areal Synergien nutzen und dadurch mit Wil West den Wirtschaftsstandort beleben. «Politisch haben wir mit den eingereichten Infrastrukturprojekten beste Voraussetzungen geschaffen», ist Christoph Häne überzeugt. (red./pd)