Ebnat-Kappler IST AG sucht Fachkräfte

Das Toggenburg stelle sich zu oft selbst ein Bein. Das erschwere die Rekrutierung. Trotzdem glauben die Verantwortlichen der Innovative Sensor Technology an das Potenzial und bauen den Standort aus.

Ruben Schönenberger
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Für das erfolgreichste Unternehmen ausgezeichnet: Den Preis in Form einer Kuhglocke führten Mitarbeitende der Firma seiner ursprünglichen Bestimmung zu. (Bild: PD)

Für das erfolgreichste Unternehmen ausgezeichnet: Den Preis in Form einer Kuhglocke führten Mitarbeitende der Firma seiner ursprünglichen Bestimmung zu. (Bild: PD)

In der Gemeinde Ebnat-Kappel ist die Zahl der Beschäftigten seit 2011 doppelt so stark gewachsen wie im gesamten Wahlkreis Toggenburg. Zum Anstieg von rund zehn Prozent beigetragen hat die Innovative Sensor Technology (IST) AG. Die Firma stellt Sensoren verschiedenster Art her. Dar­unter finden sich unter anderem Temperatursensoren, die vom simplen Thermostat bis hin zur Raumfahrt Verwendung finden. 2012 nahm die IST AG den Betrieb am Standort Ebnat-Kappel auf, nachdem sie zuvor seit 1991 in Wattwil domiziliert war.

Seither ist die Firma stetig ­gewachsen. Nun folgt der logische nächste Schritt: Die Firma baut ein zweites Gebäude, gleich neben das bestehende. «Die Verdoppelung der Fläche wird aber nicht mit einer Verdoppelung der Arbeitsplätze einhergehen», sagt CEO Mirko Lehmann. «Wir stehen uns im bestehenden Gebäude zurzeit etwas auf den Füssen rum. Der Neubau soll Entlastung bringen.» Zu den bisher 210 Mitarbeitenden am Hauptsitz dürften aber dennoch einige dazu kommen.

Schwierigkeiten bei der Rekrutierung

Diese neuen Mitarbeitenden zu finden, ist für das Unternehmen nicht immer einfach. «Gerade jungen Leuten fehlt hier ein gewisses Angebot», sagt CFO Peter Anderegg. Jörn Lützen, COO der Firma, ergänzt: «Wir sind eigentlich konstant auf der Suche nach neuen Fachkräften. Deshalb ist die ÖV-Anbindung extrem wichtig für uns. Wir brauchen weiterhin einen Halbstundentakt, wenn möglich zu manchen Zeiten ­einen Viertelstundentakt.» Nicht nur das fehlende Angebot macht den Verantwortlichen der IST AG aber zu schaffen. «Wir Toggenburger stellen uns gerne selber ein Bein», sagt Anderegg. «Probleme im Tourismus färben auf die ganze Region ab», ergänzt Lehmann.

Der Bergbahnenstreit sei aber nur ein Beispiel. Die Verantwortlichen der IST AG wünschen sich ganz grundsätzlich eine Aufbruchstimmung. «Als wir uns Ende 2010 für den künftigen Standort Ebnat-Kappel entschieden haben, war von einer Umfahrung die Rede», erwähnt er ein Beispiel dafür. «Auch die Hotelsituation war damals besser. Es gab zum Beispiel den ‹Kapplerhof› noch», sagt Lehmann. ­Anderegg ergänzt: «Wir sind der Ansicht, dass es in der Region ein viel besseres Hotelangebot braucht. Nur schon wir als Firma würden ja einiges zur Auslastung beisteuern.» Auch Lützen findet dazu deutliche Worte: «Die ­Hotelsituation zwischen Wattwil und Nesslau ist ein Desaster.»

Dass sich die Firma trotzdem weiter zum Standort bekennt, hat verschiedene Gründe. «Viele der aktuellen Mitarbeitenden schätzen die Region sehr. Und die Mitarbeitenden geniessen bei uns ­einen hohen Stellenwert», sagt Lehmann und ergänzt, dass auch die Verantwortlichen sich sehr wohl fühlten. «Ruhe und Abgeschiedenheit kann zudem auch innovationsfördernd wirken», führt er weiter aus. Und als eine der wenigen grossen Firmen der Gemeinde habe man natürlich auch eine ganz andere Nähe zu den Behörden, als man das in einer grossen Stadt hätte. Das sei gerade bei Bewilligungsfragen sehr angenehm. Einig sind sich die drei Verantwortlichen, dass das Toggenburg grosses Potenzial habe. Man müsse es nur ausnützen.

Starke Exportabhängigkeit

Das Potenzial ausgenützt haben die Verantwortlichen der IST AG. «Der Umsatz hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als versiebenfacht», sagt Lehmann. Hätte sich der Wechselkurs des Franken zum Euro nicht so schlecht entwickelt, sähe die Situation für die Firma noch besser aus. Die Produkte der IST AG gehen zum allergrössten Teil in den Export, die Abhängigkeit vom Ausland ist hoch. Aber auch die Firma selber expandiert ins Ausland. Mittlerweile verfügt das Unternehmen über einen Produktionsstandort in Tschechien.

Noch immer erfolgt der Start jedes Produkts aber in Ebnat-Kappel. Der Verkauf der Produkte geschieht indes weltweit, zum Beispiel in Las Vegas und Shanghai. «China ist aber nicht der alleinige Zukunftsmarkt», relativiert Lehmann. «Wir bedienen Kunden, die Interesse an qualitativ hochstehenden Sensoren haben. Solche gibt es überall auf der Welt.» Ins­gesamt beschäftigt die IST AG aktuell rund 350 Mitarbeitende. Am Standort Ebnat-Kappel arbeiten jetzt mehr als doppelt so viele Mitarbeitende wie beim Einzug. «Das macht das Management ­natürlich anspruchsvoller, mehr Standorte bedeuten mehr Koordination», sagt Lehmann dazu. Man schaue aber darauf, dass man den Austausch fördere, zum Beispiel mit Sommerfesten oder Abteilungsevents.

In der Gruppe das erfolgreichste Unternehmen

Für das erfolgreichste Unternehmen ausgezeichnet: Den Preis in Form einer Kuhglocke führten Mitarbeitende der Firma seiner ursprünglichen Bestimmung zu. (Bild: PD)

Für das erfolgreichste Unternehmen ausgezeichnet: Den Preis in Form einer Kuhglocke führten Mitarbeitende der Firma seiner ursprünglichen Bestimmung zu. (Bild: PD)

Mit weiteren Firmen gehört die IST AG der Endress+Hauser-Gruppe an. Am 13. September durfte Mirko Lehmann in Irland einen Preis für das erfolgreichste Produktionsunternehmen der Gruppe entgegennehmen, in Form einer Kuhglocke. «Die ganze Gruppe beschäftigt 13000 Mitarbeitende. Dass wir mit unseren 350 Mitarbeitenden diesen Preis gewinnen konnten, ist ein starkes Zeichen», sagt Anderegg. «Dass wir für die Kuhglocke tatsächlich eine Kuh gesucht haben, ist vermutlich einzigartig», sagt Lehmann und lacht dabei.

In Ebnat-Kappel sieht man der Zukunft positiv entgegen. Den Ausbau habe man natürlich schon vor dem Hintergrund gut gefüllter Auftragsbücher getätigt. Fertiggestellt soll der Bau bereits im nächsten Herbst sein, die Produktion startet dann gemäss Plan Anfang 2019.

Seit wenigen Tagen wird gebaut: Die Innovative Sensor Technology verdoppelt ihre Fläche. (Bild: PD)

Seit wenigen Tagen wird gebaut: Die Innovative Sensor Technology verdoppelt ihre Fläche. (Bild: PD)