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Für die Gastrobranche ist noch kein Ende des Lockdown in Sicht. Viele Betriebe im Appenzellerland dürften ihn nicht überleben.
«Der Entscheid des Bundesrats gibt uns überhaupt keine Perspektive», sagt Markus Strässle, Präsident von Gastro Appenzellerland AR. Er ist von der Verlängerung des Lockdown in der Gastronomie doppelt betroffen. Einerseits beschäftige ihn die schlimme Situation, in der sich viele Verbandsmitglieder durch die behördlich verordneten Betriebsschliessungen befinden. Andererseits hätte er als neuer Geschäftsführer des Hotel-Restaurants Krone in Urnäsch den frisch renovierten Betrieb am 1. April eröffnen wollen.
«Wir hatten sämtliches Personal bereits eingestellt und mussten es direkt auf Kurzarbeit setzen.» Dennoch fallen gemäss Strässle weiterhin Kosten für Miete und Tourismusabgabe an.
«In dieser Zeit treffen uns die negativen Seiten des neuen Tourismusgesetzes besonders hart. Während in anderen Kantonen nur für besetzte Zimmer Abgaben geleistet werden müssen, zahlen wir immer – ungeachtet dessen, ob wir Gäste haben oder nicht.»
Sie seien in dieser Sache bereits beim Kanton vorstellig geworden, so Strässle. «Doch bis jetzt konnten wir lediglich eine Sistierung erreichen.»
Die Abfederungsmassnahmen des Bundes erachtet er als ungenügend. «Die Kredite führen nur in eine Schuldenfalle, da sie innert fünf Jahren zurückbezahlt werden müssen.» Die Not sei bei vielen Gastronomen gross und sie wüssten nicht, wie sie zu Geld kommen. Gerade kleinere Betriebe, die schon bisher eher knapp über die Runden gekommen seien, seien akut bedroht. Es werde in Kauf genommen, dass eine grosse Zahl von ihnen verschwinden werde, so Strässle.
«Es ist ein sonderbarer Gegensatz, dass man mit den Gesundheitsmassnahmen die Schwachen schützen will und dabei andere Existenzen zerstört.»
Es gehe auch gar nicht nur um die Gastrobetriebe. Mit dem Lockdown würden ganze Wertschöpfungsketten unterbrochen und auch die Vermieter der Liegenschaften erzielten kein Einkommen mehr. «Einen Take-away kann nicht jeder machen und ob das alle Kosten deckt, ist ohnehin fraglich.»
Ein positives Signal hätten die Raiffeisenbanken ausgesendet, indem sie bei ihren Kunden Gutscheine bestellt hätten, so der Ausserrhoder Gastropräsident. Einen weiteren kleinen Vorteil der Krise kann er noch erkennen. «Wenn es wieder losgeht, sind wir alle ausgeruht und freuen uns sehr auf Gäste.»
Auch für Thomas Manser, Präsident des Bergwirtevereins, ist die Verlängerung ein herber Schlag. Doch er gibt sich zuversichtlich. «Es werden nun alle Hebel in Bewegung gesetzt, unsere Branche lässt sich das nicht einfach so gefallen. Wir Gastronomen brauchen Planungssicherheit und die Chance, nach Lösungen zu suchen.» Take-aways beispielsweise seien derzeit im Alpstein nicht möglich. Die Sperrungen der Parkplätze würden Besucher frustrieren. Mit dem akuten Abfallproblem und den geschlossenen Toilettenanlagen seien sie ebenfalls nicht glücklich. «Zusammen mit Behörden und den betroffenen Verbänden versuchen wir Lösungen zu finden, welche uns ermöglichen, dem Alpsteinbesucher in einer schwierigen Situation die bestmögliche Dienstleistung anzubieten.»
Der Betriebsausfall treffe nicht alle Bergwirtschaften gleichermassen, sagt Manser.
«Diejenigen in tieferen und mittleren Lagen hätten normalerweise jetzt schon offen und sind daher sehr stark betroffen.»
Für die Höhergelegenen sei die Situation etwas weniger schlimm, auch wenn sie allenfalls erst im Juni öffnen könnten. Die Gäste seien im Gegensatz zu anderen Jahren derzeit noch zurückhaltend mit Buchungen. Betriebsausflüge und andere Gruppenaktivitäten seien grossenteils annulliert worden.
Positiv stimme ihn, dass die Alpstein-Bergwirte zu 80 Prozent individuell reisende Schweizer Gäste hätten. «Auf diese dürfen wir auch diesen Sommer wieder hoffen.»