Die Blicke meiner Kolleginnen
Speerspitz
Unsere Redaktion befindet sich in einem Grossraumbüro an der Wattwiler Rietwisstrasse. Mein Arbeitsplatz ist so angeordnet, dass hinter mir zwei Redaktionskolleginnen und Redaktionsleiter Serge Hediger sitzen. Falls sie jemals das Empfinden verspürten (was ich ihnen nicht im Entferntesten unterstelle), mir mit dem Gedanken «wo surft er jetzt schon wieder herum» auf den Bildschirm zu schauen, so fehlt ihnen zurzeit erstens die Zeit, zweitens ist ihnen die Lust vergangen. Wenn ich mich jetzt umkehre, sehe ich nicht in drei Augenpaare, vielmehr befinden sich in meiner Nachbarschaft drei rauchende Köpfe mit veränderter Gesichtsfarbe, die sich mit den Tücken der Technik herumschlagen – hie und da ist auch ein Murmeln zu hören, das bei genauem Hinhören ein Schimpfwort sein könnte. Der Grund heisst «Indesign». Seit dem 14. November werden die Zeitungsseiten nicht mehr mit dem Redaktionssystem NewsNT hergestellt, sondern mit eben jenem Indesign. Die Zeitung sieht gleich aus, der Aufbau der Seiten gestaltet sich aber anders. Nach zwei Kurstagen ist unsere Redaktion Mitte November ins kalte Wasser geworfen worden. Bald sind seit dem Startschuss zwei Wochen vergangen – der Ärger hat abgenommen, Spezialisten des neuen Programms können wir uns noch nicht nennen. Die Leser bemerkten von unserem Glück kaum etwas. Trotz Schwierigkeiten haben wir es geschafft, täglich eine Zeitung zu produzieren. Und in einem Monat weiss vermutlich niemand mehr, mit welchen Problemen wir uns im November herumgeschlagen haben.
Beat Lanzendorfer
beat.lanzendorfer
