ALT ST.JOHANN. Der Verein Südkultur lädt die Bevölkerung im südlichen Teil des Kantons St. Gallen ein, sich mit Baukultur auseinanderzusetzen. Ausgewählte Objekte werden mit einem roten, zwei Meter langen Nagel markiert. Nun ist diese Markierung bei der Klangschmiede angekommen.
Mit dem Roten Nagel erfährt die Klangschmiede in Alt St. Johann eine besondere Aufmerksamkeit. Zur Erhaltung des altehrwürdigen Gebäudes wurde das Haus mit architektonischem Fingerspitzengefühl einer unkonventionellen Renovation unterzogen.
Der Entscheid von Südkultur, die Klangschmiede vom 23. Februar bis zum 5. April mit dem roten Eisennagel zu markieren, hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Das uralte Gebäude gehörte einst dem Kloster Alt St. Johann und diente dem Mahlen des Korns. Später wurde das Gebäude dem Handwerk des Backens zugeführt. Seit der Renovation 2011/2012 dient das Haus nun dem Verein Klangwelt. Verschiedene Kurse und Workshops im Zusammenhang mit archaischen Instrumenten werden angeboten. Und, hier wird das Handwerk des Schmiedens, insbesondere von Schellen, gelehrt, weitervermittelt und vor dem Aussterben bewahrt.
Die Markierung mit dem Roten Nagel hat allerdings weniger mit dem Schmiedehandwerk zu tun, sondern vielmehr mit der subtilen architektonischen Umsetzung einer umsichtigen Renovation des Hauses. Mit Paul Knill haben die Toggenburger einen Architekten aus Herisau gefunden, der Ungewohntes zulässt. Paul Knill steht dafür ein, dass bei der Renovation eines Hauses nicht alles neu gemacht werden muss, was nicht zwingend notwendig ist. So beliess er beispielsweise im Fall der Klangschmiede Badezimmerfenster auf der rückwärtigen Fassade, die nicht dem ursprünglichen Baustil entsprechen. «Diese sprossenlosen Fenster haben wir bewusst so gelassen wie sie vor etlicher Zeit eingebaut wurden.» Auf diese Weise werde augenscheinlich, welche Eingriffe schon in früheren Jahren vorgenommen wurden, begründet Paul Knill seinen Entscheid. Das dürfte wohl auch auf Tapetenwände in einer der oberen Etagen zutreffen. Die Wände wurden einst mit rechteckigen Tapetenblättern unterschiedlicher Farben und Designs beklebt, die wohl aus einem so genannten Tapeten-Musterbuch aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammen dürften.
Etwas schwieriger hat sich den Ausführungen des Architekten zufolge die Umsetzung der Brandschutzvorschriften gestaltet. Die Vorgaben haben dazu geführt, dass es da und dort zu architektonischen Spagaten und schliesslich zu ungewöhnlichen Lösungen kam. Im Gespräch mit Paul Knill ist zu spüren, dass er eine eigene Beziehung zu alten Objekten und deren Renovation hat. Es muss für ihn nicht alles nach den modernen Methoden renoviert werden. Bei den Fenstern hat er auf Minimalismus gesetzt und zum Teil auf deren Ersatz verzichtet. Diese Entscheidung zeigt, dass der Architekt respektvoll mit altherkömmlicher Handwerkskunst umgeht. «Vorfenster erbringen die notwendige Wärmedämmung auch», sagte er nüchtern.
Die Klangschmiede in Alt St. Johann ist das dritte Objekt, das im Rahmen des Roten Nagels im südlichen Teil des Kantons St. Gallen bisher markiert wurde. Dieser Rote Nagel bleibt bis zum 5. April im Toggenburg, bevor er nach Bad Ragaz versetzt wird.