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Im Dezember erscheint die letzte Ausgabe der Personalzeitschrift der kantonalen Verwaltung von Appenzell Ausserrhoden. Die «Bärentatze» fällt dem Stabilisierungsprogramm des Kantons zum Opfer. Sowohl der Entscheid des Regierungsrats wie auch dessen Vorgehen stösst auf Kritik. Es regt sich Widerstand.
Nach 28 Ausgaben wird der Schlusspunkt gesetzt. Die Personalzeitschrift der Verwaltung von Appenzell Ausserrhoden «Bärentatze» wird per Ende Jahr eingestellt, wie auf der kantonalen Website vermerkt ist. Dies hat der Regierungsrat entschieden.
Grund sind die Finanzen beziehungsweise die Verschuldung des Kantons. Diese steigt auch 2021 weiter an. «Im Rahmen des Stabilisierungsprogramms 2021 wurden Einsparmöglichkeiten über alle Verwaltungsbereiche hinweg gesucht», sagt Georg Amstutz, Kommunikationsleiter des Kantons Appenzell Ausserrhoden.
36'000 Franken lassen sich gemäss Amstutz mit der «Bärentatze» einsparen. Der Voranschlag 2021 rechnet mit einem Minus auf operativer Ebene von 10,8 Millionen Franken. Dieses Defizit ist vor allem auf die Pandemie zurückzuführen. Mit einem Stabilisierungsprogramm will die Regierung Gegensteuer geben.
Im Voranschlag 2021 wurden dazu pauschale Massnahmen von 2 Millionen Franken eingestellt, in den Folgejahren jeweils solche von 8 Millionen Franken. Die 36'000 Franken der «Bärentatze» scheinen ein Tropfen auf dem heissen Stein. Amstutz sagt:
«Es ist kein riesiger Betrag, der mit der Personalzeitschrift eingespart wird. Es wurden in allen Verwaltungsbereichen Optimierungen und Einsparmöglichkeiten gesucht. Es ist gespart worden, so gut es ging.»
Die Personalzeitschrift erschien erstmals 2009, und fortan dreimal jährlich. Zuletzt hatte sie eine Auflage von 1400 Stück. Zuständig für die Inhalte war unter der Leitung des Kommunikationsdienstes ein Redaktionsteam, zusammengestellt aus Mitgliedern verschiedener Bereiche und Abteilungen der kantonalen Verwaltung.
Sie hat mit Porträts und Geschichten Einblick in die anderen Abteilungen gegeben und Infos zu den Tätigkeiten der Mitarbeitenden vermittelt. Von einer 24-Stunden-Reportage aus der Notrufzentrale in Trogen, über ein Interview mit der Angestellten, die für die interne Postzustellung zuständig ist, bis zur Kunst in den Verwaltungsgebäuden schuf die «Bärentatze» einen bunten Mix an Geschichten. «Es war eine Zeitschrift von Mitarbeitenden für Mitarbeitende», sagt Amstutz.
Zwingend notwendige Informationen standen nicht im Blatt. Es sollten leichte, süffige Texte sein, die einen Blick hinter die Kulissen ermöglichten. Der jetzige Entscheid hat vielleicht Folgen für die Stimmung unter den Mitarbeitenden, der Informationsfluss für die tägliche Arbeit aber ist davon nicht betroffen, wie Georg Amstutz erklärt.
«Die Personalzeitschrift war nie ein Ersatz für die Führungskommunikation in den Departementen. Es wird daher auch keine solchen Informationslücken geben.»
Die Mitarbeitenden hätten die «Bärentatze» geschätzt. «Sie ist immer gut angekommen», sagt Amstutz. Die Inhalte wurden auf dem Inter- und Intranet publiziert und die Zeitschrift den Mitarbeitenden nach Hause zugestellt. «Ziel war es, dass auch das Umfeld der Mitarbeitenden die Beiträge liest und Einblick in die Arbeit der kantonalen Verwaltung erhält», so Amstutz.
Geschätzt hat die Zeitschrift auch Christian Bötschi. Der Präsident des Staatspersonalverbands Appenzell Ausserrhoden und der Verbändekonferenz ist irritiert über das Vorgehen der Regierung. Bötschi sagt:
«Weder die Personalverbände noch die Redaktion wurden in die Entscheidung miteinbezogen.»
Die Personalzeitschrift wurde laut Bötschi damals von den Sozialpartnern bei der Entwicklung und Umsetzung des Personalleitbildes gemeinsam geschaffen und als geeignetes Mittel betrachtet, um die Kommunikation mit den Mitarbeitenden zu verbessern und ihnen den Kanton als Arbeitgeber näherzubringen. Den jetzigen Entscheid habe der Regierungsrat aber in Eigenregie getroffen.
Christian Bötschi kann nachvollziehen, dass der Regierungsrat nach Massnahmen sucht, um die finanzielle Lage des Kantons zu stabilisieren. Es sei aber nicht korrekt, wenn die Personalverbände vor vollendete Tatsachen gestellt würden und von der Abschaffung der «Bärentatze» lediglich im Nachhinein erfahren hätten. Gelegenheit für ein vorgängiges Gespräch und die Suche nach Alternativen wären vorhanden gewesen, so Bötschi.
Für ihn ist klar: Es hätte andere Möglichkeiten, mit Bestimmtheit aber auch bessere Einsparmöglichkeiten, gegeben. «Es ist schade, wenn die Regierung auf etwas verzichtet, das bei den Mitarbeitenden gut angekommen und von ihnen geschätzt worden ist», sagt Bötschi und ergänzt:
«Angesichts der geringen Einsparungen ist der emotionale Schaden wahrscheinlich grösser als der finanzielle Nutzen.»
Bötschi hofft, dass die Regierung den Entscheid nochmals überdenkt und nach Lösungen sucht, die den «ursprünglichen Zielen des Personalleitbildes im Umgang und bezüglich der Einbindung der Mitarbeitenden gerecht werden». Für Bötschi ist die Sache denn auch noch nicht vom Tisch. Er werde bei der Regierung vorstellig werden.