Die Gedanken der Toggenburger Älpler drehen sich auch im Winter um ihre Alpen. So beschäftigten sie sich an der Hauptversammlung des Alpwirtschaftlichen Vereins vor allem mit den Umtrieben, die ihnen die Wildschweine verursachen und mit den bevorstehenden Stallumbauten.
NEU ST. JOHANN. Die Schweine machen den Toggenburger Älplern Sorgen. Nicht etwa die Alpschweine, die zur Mast im Sommer auf die Alpen gebracht werden, sondern die Wildschweine. Denn diese pflügen ihre «besten» Alpweiden regelrecht um. Dazu braucht es keine grossen Rotten. «Bereits vier oder fünf Wildschweine können eine riesige Sauerei machen», gestand Urs Büchler, kantonaler Wildhüter an seinem Vortrag an der Hauptversammlung des Alpwirtschaftlichen Vereins Toggenburg ein. Der Wildhüter zeigte die Lebensweise des intelligenten Schwarzwildes auf. Die Jagd auf Wildschweine erweise sich deshalb als nicht ganz einfach und sei auch für die Toggenburger Jäger ein neues Gebiet.
Die Wildschweinepopulation ist vor allem auf gute Nahrungsgrundlagen und ein gutes Klima angewiesen. Jahre mit guter Buchenmast und der vermehrte Ackerbau in tieferen Lagen führen zu einem starken Anstieg, so dass sie sich auch neue Lebensräume im Toggenburg erobern. Wenn die Nahrungsquellen im Wald nicht reichen, machen sie sich auf der Suche nach Würmern oder Engerlingen über die Weiden her. Ein strenger Winter allerdings, fordert vor allem im Toggenburg auch wieder seine Opfer. Urs Büchler zeigte ein aktuelles Bild eines verhungerten Jungschweines. Natürlich interessierten sich die Älpler auch über eine mögliche Vergütung der Sauenschäden. Hier setzt das Amt für Natur, Jagd und Fischerei vor allem auf das Instandstellen der Schäden durch Jagdgesellschaften sowie Asylbewerbern oder Arbeitslosen gemeinsam mit den Bewirtschaftern. Vor allem betroffen waren letztes Jahr Alpen auf dem Gemeindegebiet von Nesslau und Ebnat-Kappel.
Doch noch mehr als durch die Wildschweine erhitzten sich die Älplergemüter am Donnerstagnachmittag im Ochsensaal ob der neuen Tierschutzvorschriften. Einer einzelnen Kuh wird mehr Platz zugestanden und deshalb werden bauliche Veränderungen an den Alpställen nötig, obwohl diese noch relativ neu sind. Ausserdem müssen einige Älpler ihren Viehbestand auf den Alpen aufgrund zu kleiner Ställe reduzieren. Auch dazu gab es einen Vortrag von Jürg Sonderer von der Landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaft.
Im Jahr 2012 wurden im Toggenburg mehr Rinder und Kühe gealpt als noch im Jahr 2011. Bei den Milchkühen stieg die Anzahl von 4841 (2011) auf 5256 (2012) und bei den Rindern älter als ein Jahr von 1936 auf 2144. Ob die Landwirte mehr Milchkühe auf die Alpen auffuhren, um damit den tieferen Milchpreis auszugleichen, dazu konnte auch Vereinspräsident Jakob Scherrer nur spekulieren.
Vier Älpler konnte der Verein für insgesamt 144 Alpjahre ehren. So sass Paul Fust aus Bütschwil insgesamt 27 Jahre im Vorstand der Alpgenossenschaft Oberberg. Walter Oppliger aus Krummenau ist bereits seit 35 Jahren Alphirt auf der Alp Chuchiwis. Als Älpler, Vorstand und Alpmeister der Alpgenossenschaft Mogelsberg hat Ueli Frei aus Mogelsberg insgesamt 42 Jahre zusammengetragen. Fritz Geisser aus Wattwil wiederum ist bereits seit 40 Jahren Älpler auf der Alp Bruen, Säntisalp. Die Geehrten erhielten neben dem Diplom ein Stück Alpkäse und ein ad hoc-Jodelständchen ihrer Älplerkollegen.