Die Gemeinde plant, für das Kunstobjekt einen Unterstand im Dorfzentrum zu bauen.
Das Urnäscher Bloch, das im Winter 2011 geschlagen wurde, ist ein ganz besonderes Stück Holz. Statt zersägt und verarbeitet zu werden, wurde es zum Kunstobjekt und reist es seit Jahren um die Welt. Derzeit befindet es sich in Chile. Zuvor war es unter anderem in Berlin, Schanghai, New York und Südafrika. An allen Orten wurde das Bloch in lokale Kunstproduktionen und Festivitäten mit einbezogen und erhielt dabei immer wieder ein neues Gesicht. Als nächste Stationen des ungewöhnlichen Urnäschers sind derzeit Indien und Australien im Gespräch. In etwa drei Jahren soll der Baumstamm schliesslich wieder zurück in sein Heimatdorf kommen.
Die Gemeinde Urnäsch erhalte den Baumstamm als Leihgabe und werde ihn der Öffentlichkeit zugänglich machen, sagt Gemeindepräsident Peter Kürsteiner
«Es wäre schade, wenn man dieses Kunstobjekt, das so viele spannende Geschichten erlebt hat, einfach irgendwo verrotten lassen würde».
Die Gemeinde plant daher, das Bloch auf dem Kanzleiplatz im Dorfzentrum auszustellen. Dieser soll im Zuge der Bauarbeiten von Gemeindekanzlei und Wohnhaus ohnehin aufgewertet werden. An diesem zentralen Standort liesse sich zusätzlich eine Verbindung mit dem nahegelegenen Brauchtumsmuseum herstellen, so Kürsteiner. «Um das wertvolle Kulturgut vor der Witterung zu schützen, soll es einen einfachen Unterstand erhalten. Wie dieser genau aussehen soll, ist noch nicht festgelegt.»
Mit den Kunstwerken und Materialien, die durch die Reise des Blochs zusammengekommen sind, könnte in einem mit dem Museum verbunden Raum eine Art Wunderkammer geschaffen werden, regt Johannes M. Hedinger vom Künstlerkollektiv Com&Com an. Er hat das Projekt gemeinsam mit Marcus Gossolt ins Leben gerufen und begleitet es auf all seinen Stationen. Es seien zum Schluss über 700 Menschen, die etwas mit dem Bloch gemacht haben, so Hedinger. «Der Baumstamm, den die Dakota-Indianer von North-Dakota treffend als ‹global talking stick› bezeichnet haben, kann eine Vielzahl von Geschichten erzählen.»
Im Rahmen einer Ausstellung zum Thema Kunst und Folklore werden ab März Teile des Bloch-Projektes im Centre Pompidou in Metz und später in Marseille gezeigt werden. Die Ausstellung zum Einfluss der Folklore auf die Kunst zeigt Werke aus rund 200 Jahren Kunstgeschichte, begonnen bei den Nabis und Gaugin, über Beuys bis Matthew Barney. Com&Com’s Betrag enthält auch zehn Bilder des Gontner Bauernmalers Marc Trachsler, der die bisherigen Stationen des Blochs in Bildern festgehalten hat. Ein Zusammenschnitt von Filmen der bisherigen Reise und eine Weltkarte vervollständigen den Schweizer Beitrag.
Die beiden Initiatoren des Bloch-Projekts haben den Baumstamm im Jahr 2011 für 3000 Franken ersteigert. Mittlerweile wurde ein Vielfaches dieser Summe in den Transport des Ungetüms investiert. Wurde am Anfang Geld über Crowd- funding gesammelt, seien es heute vorallem Partner, Stiftungen und Sponsoren, die das Projekt mitfinanzieren, sagt Hedinger. «Je nach Finanzkraft übernehmen die Gastgeber einen Teil der Kosten. Meist müssen wir jedoch selber Geld bringen.» Rund eine halbe Million Franken dürfte die Reise bisher gekostet haben. Einen nennbaren Wert habe das Kunstobjekt nicht.
«Es ist unbezahlbar.»