Brosmete
Mein Autofahrstil ist, nun ja, fröhlich. Jedenfalls konnte sich noch nie eine hinter mir fahrende Person beklagen, sie wäre wegen mir zu spät gekommen. Auch morgens im dichten Pendlerverkehr fädle ich mich tadellos in die Schlangen ein. Drängeln nützt nichts. Die Musik ist auf «laut» gestellt, und in meinen Gedanken lege ich schon den bevorstehenden Tag zurecht.
Und so fahre ich auf dem doppelspurigen Beschleunigungsstreifen auf die Autobahn.
Plötzlich ertönt neben mir das typische Stakkato eines Boxermotors, und ein blauer Blitz rast vorbei. Aber nicht etwa, wie erwartet, links auf der Autobahn, sondern rechts an mir vorbei. Was habe ich mich erschreckt!
Ein wenig später muss ich dieses getunte Ungetüm dennoch überholt haben, denn ich beobachte im Rückspiegel, wie besagter Subaru wieder zu seinen regelwidrigen Überholmanövern ansetzt. Jetzt bin ich an der Reihe. Der Fahrer, es ist ein Mann, überholt auch mich rechts und quetscht sich vor mir wieder auf die Überholspur. Geistesgegenwärtig und vorausschauend bremse ich ab und lasse ihn rein. Gleichzeitig haue ich auf die Hupe, aber oha, da kommt kein Ton mehr raus. Das Kopfkino beginnt. In Gedanken rase ich dem Flegel nach. Mein Auto ist K.I.T.T, fahren kann ich wie Vin Diesel. Ich verlasse die Autobahn, hetze bei dunkelorange über eine Kreuzung und halte dem Rüpel auf dem Parkplatz vor seinem Arbeitgeber einen Monolog über Verkehrsregeln und ihre möglichen Auswirkungen bei Missachtung.
Mittlerweile bin ich aber wohlbehalten an meinem Zielort angelangt, und mein Entsetzen hat sich nach diesen Zeilen längst wieder gelegt.
Nur zwei Dinge beschäftigen mich noch: Beim Reifenwechsel muss ich auch die Hupe reparieren lassen. Und: Kann man eigentlich so fest auf die Hupe hauen, dass dadurch der Airbag ausgelöst wird?
Silvia Fritsche