CDs macht man für die Fans

Das Jodelchörli Hüsliberg hat seine sechste CD herausgebracht. Die Taufe war ein rauschendes Fest. Präsident Ueli Roth spricht von den Arbeiten rund um die Produktion von «Nimm der Zyt».

Michael Hug
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Noch sind seine Rinder nicht in den Genuss der neuen CD «Nimm der Zyt» gekommen: Ueli Roth im Stall auf dem Hüsliberg. (Bild: Michael Hug)

Noch sind seine Rinder nicht in den Genuss der neuen CD «Nimm der Zyt» gekommen: Ueli Roth im Stall auf dem Hüsliberg. (Bild: Michael Hug)

Herr Roth, waren Sie überrascht vom Aufmarsch des Publikums an der CD-Taufe?

Ueli Roth: Ja, wir waren überrascht. Nicht überrumpelt, aber überrascht. Etwa fünfhundert bis sechshundert Gäste sind in die evangelische Kirche Wattwil gekommen. Man weiss ja vor so einem Anlass nie, wie viel es gibt. Beim letzten Mal waren es aber auch etwa fünfhundert.

Dann war das nicht die erste CD?

Roth: Nein, das war schon die sechste.

Und haben Sie bei der Taufe auch gleich alle Scheiben verkauft?

Roth: Wir haben tausend gemacht, vierhundert sind an der Taufe schon weggegangen. Und die restlichen gehen auch noch weg, da bin ich sicher. Wir werden irgendwann nachbestellen müssen.

Im Pop-Business lohnt sich das Veröffentlichen von Tonträgern nicht mehr. Wie sieht das bei Jodelchören aus?

Roth: Es schaut schon etwas dabei heraus. Mit den verkauften vierhundert haben wir die Produktionskosten schon gedeckt. Aber man muss bedenken, dass wir alles ehrenamtlich machen und keine Gage haben. Der Gewinn geht in den Verein.

Was kostet die CD und wo erhält man sie?

Roth: Dreissig Franken und bekommen kann man sie bei unserer Solojodlerin Annemarie Baumann im Bächli. Einfach telefonieren.

Was für Schritte muss man für so eine Veröffentlichung unternehmen?

Roth: Erst muss man abklären, ob alle Sänger mitmachen. Dann sucht man einen Produzenten, mit dem man die Termine abmacht. Dann muss man wissen, was man aufnehmen will, welche Stücke, damit keines drauf kommt, das schon mal drauf war. Dann muss man diese Stücke proben. Dann fährt man zum Produzenten ins Aufnahmestudio in der Hoffnung, dass man pro Arbeitstag etwa vier Stücke aufnehmen kann. Dabei kann es passieren, dass man das Tagesziel nicht erreicht, weil es einfach nicht klappt. Weil jemand nicht gut in Schuss ist. Dann muss ein neuer Termin gemacht werden und weil die Produzenten ausgelastet sind, heisst das dann warten.

Die Begleitmusik, das Ländlertrio Berglergmüet, war das auch immer dabei?

Roth: Nein, die machen eigene Aufnahmetermine. Der Produzent mischt das dann zusammen. Wenn die Aufnahmen durch sind, muss man die Taufe planen. Dann muss man nochmals alle zusammenbringen für das Foto auf der CD. Dann gehe ich nochmals ins Studio, um mit dem Produzenten alles zusammenzuschneiden. Wenn man dann zufrieden ist, bekommt man eine Muster-CD. Die muss man dann genau anhören, vielleicht sind noch Fehler drin oder man will Stücke tauschen. Auch mit dem CD-Bild läuft es so. Man bekommt einen Vorschlag, schaut, ob der Text stimmt und die Gestaltung und kann noch Verbesserungen anbringen. Es ist ein recht grosser Aufwand.

Wie lange geht das Ganze und was kostet es?

Roth: Es hat etwa ein Jahr gedauert. Ich habe es jeweils mit dem Vorstand besprochen, aber koordiniert habe eigentlich alles ich. Die Produktion hat dreizehntausend Franken gekostet, dafür haben wir eintausend CDs bekommen. Dann muss man noch die Spesen für die Fahrten ins Studio rechnen. Über alles gesehen hat es etwa fünfzehntausend Franken gekostet.

Warum nimmt man einen Tonträger auf, will das Jodelchörli Hüsliberg berühmt werden?

Roth: Wir wollen nicht berühmt werden wie die Wiesenberger. Wir haben pro Monat durchschnittlich zwei Auftritte. Wenn mehr gefragt wären, hätten wir Mühe, dass jeweils alle kommen. Eine CD macht man für die Fans. Wir haben mittlerweile relativ viele Fans, auch schweizweit. Der Aufwand ist zwar eher gross, aber es bleibt ja auch etwas in der Kasse. Bei den letzten CDs haben wir immer fast nochmals soviel nachbestellen müssen.

Wer sind die typischen Käufer, die sich Ihre CD zulegen?

Roth: Es sind die ländlichen Leute, die volkstümlich eingeschlagenen. Schweizweit.

Wie wird man denn schweizweit bekannt?

Roth: Durch Unterhaltungen, an die man eingeladen wird. Wenn man dann einen guten Auftritt hinlegt, sind die Leute begeistert und kaufen sich die CDs. So spricht sich der Ruf herum und man wird wieder anderswo eingeladen.

Wir machen keine Werbung, die etwas kostet, und die Radios muss man machen lassen. Entweder sie bringen uns oder eben nicht. Ich weiss nicht, wie die entscheiden.

Läuft die CD in Ihrem Stall?

Roth: Noch nicht, aber bald. Ich weiss nicht, wie meine Kühe reagieren werden.

Welche Musik hören Sie persönlich neben Jodelmusik?

Roth: Volksmusik und das, was im Radio kommt. Ich habe keine bestimmte Vorliebe. Beim Selbersingen ist meine Vorliebe die Jodelmusik. So, wie wir sie hier im Toggenburg singen.

Ist es einfach oder schwierig, stets genügend junge Jodler nachzuziehen?

Roth: Es ist nicht einfach. Man muss auf die Jungen zugehen und sie einladen. Es hat nicht zu viele Jodelklubs, sondern eher zu wenig Nachwuchs. Die Jungen wollen nicht angebunden sein, einmal pro Woche proben und zwei Auftritte im Monat ist vielen zu viel Verpflichtung.

Wo kann man das Jodelchörli Hüsliberg demnächst wieder erleben?

Roth: Am Mittwoch, 4. Mai, um 20 Uhr an der Eröffnung des Klangfestivals in der katholischen Kirche Alt St. Johann.

Haben Sie und Ihr Chörli sich auf das Klanghaus gefreut? Wären Sie gerne dort aufgetreten?

Roth: Ich weiss nicht so recht, was der Nutzen für uns gewesen wäre. Ein Probelokal haben wir ja schon und für Aufnahmen haben wir unser Tonstudio. Und es war ja nicht vorgesehen, im Klanghaus Unterhaltungen zu machen, was der grösste Nutzen für uns Vereine wäre. Persönlich würde ich es begrüssen, wenn es käme. Wenn wir dort auftreten könnten, würde ich sicher nicht Nein sagen.

Unter welchen Umständen oder in welchen Räumen jodeln Sie am liebsten?

Roth: Am Abend, wenn es viel Publikum hat. Am liebsten in einer Kirche, wenn alle zusammenstehen und singen. Manchmal johle ich zu Übungszwecken, wenn es nötig ist. Und manchmal johle ich, wenn ich zuhause bin auf dem Betrieb und es mir gut geht.