Nach drei Jahren zieht die Kesb Toggenburg in Bütschwil Bilanz. Ein Hauptthema an der Medienkonferenz vom Gründonnerstag war die mediale Schlammschlacht um Fälle, die von der Kesb betreut wurden oder noch werden.
BÜTSCHWIL. Wer an der Medienkonferenz mit Glen Aggeler und Carola Wittmer, Präsident und Vizepräsidentin der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Toggenburg teilnahm, hörte viel Gutes. Fast ausschliesslich Gutes. Die Kesb in Bütschwil, welche für das ganze Toggenburg zuständig ist, hat sich etabliert. Sehen, hören, lesen tut man aber aus den meisten Medien stets etwas anderes: Kindstötung wegen der Kesb, Fremdplazierung wegen Banalitäten und nicht zuletzt Schreie der Empörung von Betroffenen. Über die ohne Probleme abgewickelten Fälle wird nicht berichtet. Dem wollten Glen Aggeler und Carola Wittmer am Gründonnerstag entgegenwirken und sie machten deutlich, dass diesbezüglich auch die Medien in der Verantwortung stünden.
Glen Aggeler und Carola Wittmer berichteten von einer gut funktionierenden Behörde, die Fälle schnell und effizient bearbeitet. «Kleinere Gemeinden, und dies soll keine Kritik sein, wären mit den teilweise hochkomplexen Fällen, die bei uns landen, überfordert», sagt Glen Aggeler in Anlehnung an die frühere Regelung der Vormundschaftsbehörden in den Gemeinden.
Die Kesb sei, so Carola Wittmer, eine interdisziplinäre Behörde geworden. Unter einem Dach befinden sich nicht nur Rechtsexperten, sondern auch Pädagogen sowie Experten für Soziales oder Psychologie. Im Dreijahresrückblick hielt Glen Aggeler fest, dass die Startphase der Kesb geglückt sei. Die Fallzahlen hätten sich eingependelt und Neueingänge und Abschlüsse hielten sich die Waage. Erwähnenswert sei auch, dass etwa zwei Drittel der Kesb-Fälle nicht Kinder, sondern Erwachsene betreffen. Die meisten Fälle kamen im vergangenen Jahr aus der Gemeinde Wattwil (214), was mit der Zentrumslast zu tun habe. Die wenigsten aus Hemberg (17). Die Kesb, so erläuterte Glen Aggeler weiter, sei rund um die Uhr an 365 Tagen erreichbar. In Sachen Fallbearbeitung könne man bereits auf wichtige Erfahrungswerte zurückgreifen und es gebe mittlerweile eine klare Trennung von Kesb und Sozialamt. Im Toggenburg, so hob der Präsident hervor, erfahre man unheimlich viel Rückendeckung aus der Politik, wovon man in anderen Regionen oder Kantonen noch nicht sprechen könne.
Um die negativen Aussagen in den Medien zu relativieren, erläuterte Glen Aggeler die Anzahl an Beschlüssen, welche das Team der Kesb im letzten Jahr erlassen habe. Es waren insgesamt 1054. Nur 18 Fälle wurden an die Verwaltungsrekurskommission weitergezogen. Zwölf Beschwerden wurden nach klärenden Gesprächen wieder zurückgezogen. In drei Fällen sei die Beschwerde von der Kommission abgewiesen worden, die Kesb habe somit Recht erhalten. Auf zwei Beschwerden wurde nicht eingetreten, da diese nicht legitim waren. Lediglich eine Beschwerde liege noch bei der Verwaltungsrekurskommission. «Ein Promille aller Beschlüsse ist also noch pendent.»
Glen Aggeler kam zum Schluss nicht umhin, auch auf Verschlechterungen aufmerksam zu machen. So sei die örtliche Distanz – beispielsweise zu Wildhaus – ab und zu ein Nachteil der regionalen Kesb-Lösung. Die Verfahrenskosten seien relativ hoch und es gebe mehr formelle Vorschriften.