Die Stiftung Dorfbild Herisau lädt im September gemeinsam mit den Konzept- und Aktionskünstlern Frank und Patrik Riklin zur Auslegung der rot-weissen Bignik-Tücher ein. Am 15. Juni sammeln die Brüder in Herisau Tücher für das riesige Picknick-Tuch.
In Herisau soll es laut einer entsprechenden Medienmitteilung am Sonntag, 10. September, zur achten Tuchauslegung des Kunstwerks Bignik kommen. Als treibende Kraft steht die Stiftung Dorfbild Herisau hinter der achten Austragung dieser künstlerischen Intervention. Sie übernimmt das Projekt von der REGIO Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee, die Bignik von 2012 bis 2022 als «Initialkomplizin» veranstaltet hat.
Die Stiftung Dorfbild möchte die begonnene Idee weitertragen. Für die Organisatoren passt Bignik hervorragend nach Herisau. «Es knüpft an die textile Vergangenheit der Region an und bietet Platz für einzigartige und unerwartete Begegnungen und Geschichten», sagt Stiftungsrätin Karin Jung.
Fanden die Bignik-Tuchauslegungen in den ersten Jahren hauptsächlich auf Wiesen statt, so änderte sich das 2019 mit der ersten sogenannten «Asphaltierung» im Zentrum von Trogen. Degersheim übernahm dieses Konzept vor zwei Jahren, und im vergangenen Sommer wurden die Bignik-Tücher im Stadtkern von St.Gallen ausgelegt.
In Herisau will die Stiftung Dorfbild nun an dieser Geschichte weiterschreiben und den Dorfkern rund um die evangelische Kirche mit Windegg und Obstmarkt in einen rot-weissen Picknickplatz verwandeln. Das Zentrum mit den prächtigen Fabrikantenhäusern als Kulisse sei geradezu prädestiniert für die textile Intervention Bignik, betont Karin Jung. Und: «Wir erhoffen uns durch dieses Tuchmanöver eine andere, neue Wahrnehmung unseres einzigartigen Zentrums – und durch die breite und aktive Beteiligung der Bevölkerung im Gemeinschaftserlebnis eine Stärkung des Wir-Gefühls.»
Die Regio Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee hat Bignik der Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin im Rahmen von «Region als Bühne» initiiert und mit dem wachsenden Kunstwerk bewusst einen anderen Weg beschritten, um die Identität und Wahrnehmung der Region zwischen Säntis und Bodensee zu prägen. Bignik setzt bei all jenen an, die in der Region leben und arbeiten – der Bevölkerung. 2022 zog sich die Regio Appenzell AR–St.Gallen–Bodensee als Initialkomplizin aus dem Projekt zurück. Für die Ausgabe 2023 trägt die Stiftung Dorfbild Herisau die Verantwortung.
Gemeinsam ein riesiges Picknick-Tuch für die ganze Bevölkerung erschaffen, bestehend aus 284478 Tüchern, exakt so viele wie die Einwohnerzahl der Region»: So lautet seit 2012 die Vision der Riklin-Brüder vom St.Galler Atelier für Sonderaufgaben, welche die Idee und das Konzept zum Bignik-Projekt hatten. Das Picknick-Tuch weist heute – nach acht Auslegungen – mit insgesamt 2850 Tuchmodulen eine Fläche von circa 20’780 Quadratmetern auf, was rund 6,5 Prozent der angestrebten Bignik-Vision entspricht.
Vor der eigentlichen Tuchauslegung müssen zusätzliche Tücher gesammelt und als Elemente gemeinschaftlich zusammengenäht werden. Schliesslich soll das Kunstwerk Bignik mit jeder Austragung wachsen. Frank und Patrik erläutern: «Bignik ist eine Langzeitperformance – Bignik findet permanent statt, durch und mit all jenen, die sich seit Beginn beteiligt haben und die weiterhin gerade auch beim Tücherjagen und Herstellen von Tuchmodulen mitwirken. Mit dem Bignik wollen wir grosskariertes Denken und Handeln in die Gesellschaft bringen.»
Am Donnerstag, 15. Juni, gehen Frank und Patrik Riklin vom St.Galler Atelier für Sonderaufgaben deshalb in Herisau von Tür zu Tür und sammeln rote und weisse Tischtücher, Vorhänge und Bettlaken – egal ob gemustert, mehr beige, orange oder bordeaux. Dazu spannen sie wieder mit Ruedi Holderegger aus Rehetobel zusammen, der die Brüder mit seinem legendären Bignik-Traktörli begleitet.
Für alle Tücher, die während der «Tuchjagd» nicht persönlich abgeholt werden können, sind zwei Tuchsammelstellen eingerichtet: eine im Eingangsbereich des Gemeindehauses in Herisau (ab 19. Juni) und die andere im Restaurants Treffpunkt (ab 15. Juni). Das gesammelte Tuchgut wird am 23. August unter Mitwirken der Bevölkerung in einer öffentlichen Nähsession zu Bignik-Tuchmodulen verarbeitet. Diese werden am Tag der Auslegung in die bereits existierenden 2850 Tuchmodule integriert.
Was genau steckt hinter der Kunstintervention Bignik, die 2012 von den St.Galler Konzeptkünstlern Frank und Patrik Riklin initiiert wurde? Die «WandelBar» der Stiftung Dorfbild Herisau bringt die Antworten. Riklins werden persönlich ihre künstlerische Vision des jährlich wachsenden Picknick-Tuch vorstellen und aufzeigen, in welcher Form die Herisauerinnen und Herisauer Teil von Bignik werden können. Interessiert? Dann dürfen Sie die «WandelBar» vom 17. Juni nicht verpassen. Sie findet von 10 bis 11.30 Uhr im Cinétreff Herisau statt.
Die Stiftung Dorfbild Herisau setzt sich seit Jahren ehrenamtlich ein für mehr Identität zum Ort, für ein attraktives Ortszentrum, für Herisau. Das einst blühende Ortszentrum leidet unter dem Strukturwandel. Dem identitätsstiftenden Ortskern fehlt zunehmend die ursprüngliche Belebung und Attraktivität, um ihn aufzusuchen oder auch dort zu verweilen. Die Stiftung Dorfbild Herisau erachtet das regionale Gemeinschaftswerk Bignik als geeigneten Event und Impuls zur Wahrnehmung dieses einzigartigen Zentrums. Die bekannte Kulisse wird einmal ganz anders bespielt.