Am Montagabend war Gerry Hofstetter im Appenzellerland zu Gast und projizierte Kinderzeichnungen an die Schulhauswand. Sein Auftritt geht auf eine Initiative der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik zurück.
Der Schweizer Lichtkünstler Gerry Hofstetter beleuchtet Pyramiden, Eisberge oder Burgen und verwandelt diese damit in temporäre Kunstobjekte. Er ist auf der ganzen Welt tätig. Derzeit richtet er seine riesigen Projektoren auf Fassaden von Schulhäusern in der Deutschschweiz und dem Fürstentum Liechtenstein.
Im Rahmen der Lichtkunsttour 2018 zeigt Hofstetter Zeichnungen und Werke von Kindern und Jugendlichen der jeweiligen Schulhäuser zu Themen wie Bildung, Arbeit, Freizeit und Zukunft. Die Tour steht unter dem Patronat der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik in Zürich (HfH). Jeder Trägerkanton der Institution kommt mindestens einmal in den Genuss eines solchen Auftritts. Mit der Lichtkunsttour will die HfH gemäss eigenen Angaben die Integration sichtbar machen. «In den Projektionen von Gerry Hofstetter werden die Werke aller Kinder und Jugendlichen sichtbar – und gleichzeitig verschwinden die Unterschiede zwischen ihnen», heisst es auf der Homepage.
Am Montagabend war Gerry Hofstetters Besuch in Stein angekündigt. Das Dorf hat sich gebührend auf den Auftritt des Lichtkünstlers vorbereitet. Die Feuerwehr regelte den Verkehr. Stände mit Glühwein, Tee und Gebäck sowie eine veritable Kebabbude stehen für die Besucher bereit. Trotz Kälte und Nässe finden sich rund 200 erwachsene Besucher und wohl fast ebenso viele Kinder auf dem Schulhausplatz ein. Der Ausserrhoder Bildungsdirektor Alfred Stricker freute sich über den Aufmarsch in seiner Wohngemeinde und über die Werke der Kinder. Die Jugend bringe Kreativität und neue Ideen, sagt er. Schulleiter Thomas Jakob betonte in seiner Rede, dass das Thema schulische Integration in Stein gelebt werde. «Wir wollen, dass alle unsere Kinder hier im Dorf zur Schule gehen können.»
Gerry Hofstetter sprach bei seinem Projekt von einer «Weltpremiere». Er arbeite gemeinsam mit 3000 Künstlern an einem grossen Kunstwerk. Gemeint waren die Kinder, die am Projekt teilgenommen haben und Zeichnungen dafür angefertigt haben. 196 Stück haben die Steiner Kinder angefertigt. Dann legte Hofstetter die Glasplatten mit den Bildern in den Projektor, den er als den stärksten der Welt bezeichnet. Die Glasplatten beschichtet er in einem speziellen Verfahren, verriet Hofstetter. «Da steckt viel Schweizer Know-how drin.»
Nachdem die Bilder mit Backgroundmusik zweimal gezeigt worden waren, wechselte der Schauplatz. Die Besucher begaben sich auf die benachbarte Viehschauwiese. Dort realisierte Hofstetter eine Idee, die er seit der Première in Montreux im Jahr 2005 nie mehr gezeigt hat. Die Steiner Feuerwehr hatte auf der Wiese einen so genannten Hydroschild installiert. Die Vorrichtung dient normalerweise dem Brandschutz. An diesem Abend sollte der Wasservorhang als Projektionsfläche dienen. Weil die Feuerwehr direkt beim Schulhaus einquartiert ist, sollte sie in das Projekt integriert werden, so Hofstetter.
Die Bilder auf dem Wasserfilm ergaben eine einmalige Kulisse, hinter der sich das Dorf Stein in nie gesehen Farben präsentierte.