Bauprojekt
Eine «Bärli-Biberwelt» mit einem Verkaufsgeschäft und einem Eventraum für Backworkshops: Die Bischofberger AG in Weissbad baut ihren Firmensitz aus

Seit 60 Jahren stellt der Innerrhoder Familienbetrieb die schweizweit bekannten Bärli-Biber her. Weil die Geschäfte gut laufen und Modernisierungsbedarf besteht, werden bis Herbst 2024 ein Besucherzentrum und neue Büroräumlichkeiten realisiert.

Jesko Calderara
Drucken
Reto Bischofberger (links) führt den Familienbetrieb zusammen mit seinem Bruder Urs und dessen Frau Andrea.

Reto Bischofberger (links) führt den Familienbetrieb zusammen mit seinem Bruder Urs und dessen Frau Andrea.

Bild: Marlies Thurnheer/leaderdigital.ch

Spätestens seit der Ski-Juniorenweltmeisterschaft in St.Anton am Arlberg kennt man die Appenzeller Bärli-Biber auch in Vorarlberg. Nach ihrem Goldmedaillengewinn in der Abfahrt überreichte der Innerrhoder Shootingstar Stefanie Grob im ORF-Interview dem Reporter freudentrunken ein Produkt ihres Sponsors. Hierzulande sind die Biber- und Nussspezialitäten der Bischofberger AG längst bekannt und in vielen Restaurants, auf Edelweiss-Flügen oder im Coop erhältlich.

Die Geschäfte laufen gut. So gut, dass der Standort in Weissbad zurzeit erweitert und modernisiert wird. «Für uns ist es ein Generationenprojekt», sagt Reto Bischofberger. Zusammen mit seinem Bruder Urs und dessen Frau Andrea lenkt er die Geschicke des Familienunternehmens.

Museum zur Firmengeschichte geplant

Rund 12 Jahre lang wurde das Bauprojekt geplant, auch weil zuerst das angrenzende Land gekauft und umgezont werden musste. Der Handlungsbedarf am Firmensitz, der an der Hauptstrasse nach Wasserauen liegt, ist erheblich. Die letzten baulichen Veränderungen erfolgten 1980. So gab es bis anhin beispielsweise nur einen einfachen Verkaufsladen. Dieser wird durch ein modernes Besucherzentrum ersetzt.

So wird das neue Besucherzentrum aus Holz der Firma Bischofberger in Weissbad dereinst aussehen.

So wird das neue Besucherzentrum aus Holz der Firma Bischofberger in Weissbad dereinst aussehen.

Bild: PD

Die «Bärli-Biberwelt» umfasst 140 Quadratmeter mit einem grossen Laden und Eventraum, in dem Biber-Backworkshops angeboten werden können. Dafür hätten sie immer wieder Anfragen, sagt die Marketingverantwortliche Andrea Bischofberger. Die Neugestaltung des öffentlichen Bereichs bezeichnet sie als «Herzensangelegenheit». Der heutige Laden entspreche nicht der Stärke der Marke.

Geplant ist darüber hinaus ein kleines Museum, in dem audiovisuell die Firmengeschichte und Wissenswertes zum Appenzeller Biber vermittelt werden. Diese Neuerungen sollen gemäss Bischofberger zur Identifikation mit dem Unternehmen beitragen und mehr Kundschaft nach Weissbad locken.

Solarstrom vom Dach

Für das Besucherzentrum und grössere Büros erstellt die Bischofberger AG angrenzend an die Hauptstrasse einen Neubau aus Holz. Dahinter werden in einer kubischen Betonkonstruktion die Produktionsräume erweitert. Gemäss Urs Bischofberger, der für die Bereiche Produktion, Qualitätssicherung und Entwicklung zuständig ist, werden die Abläufe verbessert und die Bedingungen, was Temperatur, Feuchtigkeit und Licht angeht, optimiert. «Das trägt dazu bei, die Qualität der Biber zu steigern.» Diese werden künftig in zwei fünf Meter hohen Kühltürmen auf spiralförmigen Förderbänden einen Stock höher in die Verpackungsanlagen transportiert.

Dank einer ausgebauten Zufahrt für Lastwagen wird darüber hinaus die Logistik verbessert. Grosses Gewicht legt die Bauherrin nach eigenen Angaben auf die Nachhaltigkeit. So wird die Prozesswärme künftig zum Heizen verwendet, dazu soll eine Photovoltaikanlage auf dem Dach bis zu 50 Prozent des Strombedarfs abdecken.

Jährlich steigender Umsatz

Bis es so weit ist, vergeht allerdings noch einige Zeit. Der Neubau wird erst im Herbst 2024 bezugsbereit sein. Der Spatenstich erfolgte im Mai des vergangenen Jahres. Die Arbeiten würden nach Plan verlaufen, sagt Urs Bischofberger. Verzögerungen habe es bisher noch keine gegeben. «Vielmehr profitieren wir vom milden Winter.» Während der Bauzeit läuft die Produktion ohne Unterbruch weiter. Dies sicherzustellen, sei eine grosse Herausforderung, betont Bischofberger.

Über das Investitionsvolumen macht das Innerrhoder Unternehmen keine Angaben, ebenso wenig zur jährlich produzierten Menge. Nur so viel verrät Reto Bischofberger, der sich um die betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten kümmert: «Wir konnten zuletzt den Ausstoss von Jahr zu Jahr leicht steigern.» Dazu beigetragen haben unter anderem neue Absatzkanäle und Produkte. Dazu gehört ein veganer Bärli-Biber, der mit Birnel statt Bienenhonig hergestellt wird. Den Grundstein für diese Innovation legte die Tochter in einer Begabungsförderungsarbeit. Die Eltern waren zuerst skeptisch, unterdessen hat jedoch Coop das Biberli für Veganer ins Sortiment aufgenommen.

Hochsaison vor Weihnachten

Ihren Umsatz erzielt die Bischofberger AG grösstenteils in der Schweiz, dazu wird ins grenznahe Ausland exportiert. Weil die Biber nur drei Monate haltbar sind, wären weitere Transportwege logistisch schwierig zu bewältigen, sagt Reto Bischofberger. In der Schweiz erfolgt die Distribution seit mittlerweile 50 Jahren über die Zweifel Pomy-Chips AG, denn «als kleine Firma wären wir kaum in der Lage, den Vertrieb selber zu machen», wie Bischofberger sagt.

So kann sich der Familienbetrieb, der heuer 60 Jahre «Bärli-Biber» feiert, auf die Herstellung ihrer Spezialitäten konzentrieren. Gebacken werden die das ganze Jahr über, die Nachfrage konzentriert sich aber vor allem auf die drei Monate vor Weihnachten. In dieser Zeit werden bis zu 15 Mitarbeitende zusätzlich eingestellt, sodass die Belegschaft temporär auf rund 40 Personen ansteigt. In der Hochsaison könnten sie glücklicherweise auf langjährige Angestellte zurückgreifen, die im Sommer jeweils in den Bergrestaurants im Alpstein arbeiten würden, sagt Reto Bischofberger. Vom allseits beklagten Arbeitskräftemangel ist in Weissbad noch nichts zu spüren.