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Handwerker und Postboten sind im Appenzellerland trotz Coronakrise weiter im Einsatz. Sie erleben dabei verschiedene Reaktionen.
Die Bauindustrie ist bis dato von den Geschäftsschliessungen aufgrund der Coronakrise ausgenommen. «Solange ich darf, arbeite ich gerne weiter», sagt Malermeisterin Andrea Mettler aus Herisau. Bisher habe sie keine Terminabsagen entgegennehmen müssen, «die Kunden sind froh, wenn die Arbeiten noch ausgeführt werden.» Dabei beachte Mettler natürlich die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) vorgegebenen Hygienemassnahmen. Sie gibt allerdings zu bedenken: «Terminanfragen haben sich seit dem Ausbruch des Coronavirus stark reduziert und die Materialbeschaffung ist schwieriger geworden. Gewisse Hersteller haben ihre Produktion vorübergehend eingestellt oder reduziert.»
Auch Rolf Bätschmann und sein Team arbeiten weiter. Der Geschäftsführer des Betriebs Elektro Bätschmann in Bühler sagt:
«Auf dem Bau geht es glücklicherweise weiter – mit genügend Abstand, Respekt und manchmal einem lockeren Spruch. Doch das Coronavirus ist sicherlich in den Köpfen aller Mitarbeitenden präsent.»
Terminabsagen sind bei Bätschmann bisher nicht eingetrudelt. Er habe aber das Gefühl, es würden weniger Anfragen von privaten Kunden eintreffen. «Alles ist etwas entschleunigt und es ist mehr Toleranz vorhanden.» Für den Geschäftsführer steht die Frage im Fokus: «Wie läuft die Wirtschaft nach der Zeit des Coronavirus wieder an?»
«Wir arbeiten im Normalbetrieb und machen auch Hausbesuche, oft sind dies Notfälle», sagt Johann Fuchs, Geschäftsinhaber des Unternehmens Koller Elektro Anlagen aus Teufen. Er und seine Mitarbeitenden bleiben ihrem Arbeitsalltag treu. Dabei werden aber die Vorschriften des Bundes – soweit möglich – eingehalten. Fuchs sagt: «Die Lage ist schwierig und ungewohnt.» Er hat ein paar Terminverschiebungen einplanen müssen und erhalte weniger Anfragen von Privatkunden. «Aber das ist noch eine ‹komfortable› Situation verglichen mit anderen Branchen – etwa dem Gastrobereich.»
Pio De Martin, Malermeister mit Standorten in Walzenhausen und Rheineck, sagt: «Es geht mir wie vielen anderen: Man ist verunsichert und macht sich Gedanken über die wirtschaftliche Zukunft sowie das Wohl von Familie, Mitarbeitenden und Bekannten.» Die Situation bedrücke ihn sehr, aber: «Ich kann und darf noch arbeiten. Kundenkontakt halte ich nach telefonischer Absprache und unter den entsprechenden Vorsichtsmassnahmen ein.» Die Fahrzeuge seines Teams seien mit Desinfektionsmittel ausgestattet und «eine Person sitzt vorne, die andere hinten». Die Zeit des Coronavirus verlange Flexibilität:
«Was heute Abend geplant wird, muss allenfalls am nächsten Morgen schon einer neuen Situation angepasst werden.»
Für Pio De Martin ist es auch wichtig, Optimismus zu zeigen, Fragen zu beantworten und gut zu informieren. «Wir hoffen alle, dass sich die Situation schnell bessert und wir zur Normalität zurückkehren können.»
Wie auf der Baustelle wird auch in den Postfilialen des Appenzellerlands noch gearbeitet. Die Öffnungszeiten sind aber schweizweit angepasst worden. «Trotz Abstand und Hygienevorschriften ist eine gewisse Verunsicherung spürbar», sagt Oliver Flüeler, Mediensprecher der Schweizerischen Post.
«Je nach Poststelle hat sich der Kundenzulauf zwischen 20 und 40 Prozent verringert.»
Viele Vorgänge wie etwa das Weiterleiten von Sendungen können online geschehen. Die Post habe eine deutliche Zunahme von umgeleiteter Post festgestellt; von Firmen- an Domiziladressen.
Nicht nur in den Filialen wird gearbeitet: Briefträger und Paketboten sind nach wie vor unterwegs. «Da auf den Einkaufsbummel verzichtet werden soll, leisten Pöstler einen Kraftakt. Die Post verarbeitet zurzeit ein Paketvolumen wie üblicherweise zur Weihnachtszeit», sagt Oliver Flüeler. «Die Pöstler erhalten von vielen Kunden Zuspruch und sehr schöne Danke-Reaktionen», erzählt er.
Es gebe allerdings auch Kunden, die verärgert und mit Unverständnis auf die Verspätungen reagieren. Grund für die möglichen Verzögerungen seien die Massnahmen zu Social Distancing, die getroffen wurden, um Angestellte innerhalb der Post-Räumlichkeiten vor einer Ansteckung zu schützen. Die Arbeitsabläufe werden deswegen komplexer.
Die Zustellung von A-Post-Sendungen erfolge daher nicht in der gewohnten Geschwindigkeit am ersten Werktag, sondern flexibler: «So rasch wie möglich.» Und Sperrgutsendungen werden nur noch reduziert überbracht – so, dass eine einzelne Person – Stichwort: Social Distancing – das Paket tragen kann. Als Vorsichtsmassnahme können die erforderlichen Unterschriften stellvertretend durch den Postboten gezeichnet werden.