Erfreut über den Entscheid des Bundesrats, den Zubringer Appenzellerland ins Nationalstrassennetz aufzunehmen, zeigen sich Behörden- und Verbandsvertreter in Appenzell Ausser- und Innerrhoden.
Die Enttäuschung in der Region war gross, als vor rund einem Jahr der Bund mitteilte, dass er den Zubringer Appenzellerland vorerst nicht realisieren werde. Dieser soll die beiden Appenzell mit einem neuen Autobahnanschluss in Gossau an die A1 anbinden. In Bern stellt man die Notwendigkeit des Projekts in Frage: veraltet, zu teuer und zu wenig Nutzen. Am Mittwoch die Kehrtwende: Der Autobahnzubringer hat es doch noch ins Strategische Entwicklungsprogramm Nationalstrassen (Step) 2024–2027 geschafft. Wann und ob das Projekt realisiert wird, bleibt aber weiterhin unklar. Zeitplan oder Budget gibt es nicht.
Vor allem in Herisau sind die hohe Verkehrsbelastung auf der Alpsteinstrasse und mögliche Lösungen dafür seit Jahrzehnten ein viel diskutiertes Thema. Max Eugster, Gemeindepräsident, ist nun dementsprechend erleichtert: «Wir haben die Mitteilung natürlich positiv aufgenommen. Das ist ein wichtiger Schritt für unsere Region.»
Dass die Kehrtwende in Bern derart rasch erfolgte, mag Aussenstehende überraschen, nicht aber den Herisauer Gemeindepräsidenten. Er verweist auf den Auftritt von St.Galler und Appenzeller Politikern sowie Anwohner- und Wirtschaftsvertretern im vergangenen Mai, als man sich gemeinsam für eine Aufnahme des Grossprojekts starkgemacht hat. «Es war unser Ziel, einen schnellen Kurswechsel zu erreichen. Das haben wir erreicht.»
Der Innerrhoder Bauherr Ruedi Ulmann spricht von einem Teilerfolg, der erreicht worden sei. «Wir sind nicht wie befürchtet aus dem Strategischen Entwicklungsprogramm (Step) rausgefallen, das ist wichtig.» Der intensive Einsatz im Zusammenhang mit der Vernehmlassung zum Step von Politik und Wirtschaft in den drei betroffenen Kantonen habe sich gelohnt, so Ulmann. «Wir wurden in Bern gehört.»
Der Kanton beteilige sich nun an der Projektgruppe der Erarbeitung der Korridorstudie, so der Bauherr. «Ich bin zuversichtlich, dass im nächsten Step konkrete Massnahmen für das Appenzellerland erfolgen werden.» Appenzell sei nicht so stark vom Durchgangsverkehr betroffen wie Herisau. Der Zubringer Appenzellerland sei aber für die wirtschaftliche Entwicklung von Innerrhoden wichtig. Trotz vermehrtem Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr werde der Individualverkehr in Zukunft weiter zunehmen, ist Ulmann überzeugt. «Auf den längst fälligen Bau des Rad- und Gehwegs entlang der Enggenhüttenstrasse hat der Entscheid des Bundesrates allerdings keinen direkten Einfluss.» Dieser sei zwar auch ein Projekt des Bundesamtes für Strassen (Astra). Der Ausbau entlang der N25 Enggenhüttenstrasse mit Sanierung würden ausserhalb des Step im Rahmen der Erhaltungsplanung geprüft und umgesetzt, so Ulmann.
Ebenfalls positiv äussert sich Urs Alder, Präsident der Industrie AR: «Wir sind sehr erfreut über diesen Entscheid. Die gute und intensive Zusammenarbeit und das gemeinsame Engagement von Wirtschaft und Politik für den ‹Zubringer Appenzellerland› hat sich offenbar gelohnt und ist ein gutes Beispiel, wie wichtig ein geschlossener Auftritt gerade auch gegenüber Bern ist.» Zwar mache eine Schwalbe noch keinen Frühling und die Aufnahme des Zubringer Appenzellerland unter ‹Weitere Realisierungshorizonte› im Step 24-27 sei erst ein erster erfolgreicher Etappenschritt, so Alder.
Zum Realisierungshorizont sagt Alder, dieser werde stark von den anstehenden Überprüfungsarbeiten des bereits vorliegenden Projekts abhängig sein. «Eine Umsetzung und Realisierung vor 2035 wäre zwar wünschenswert, scheint uns aber aufgrund der vielen aktuellen im Step aufgeführten Verkehrsprojekte (3. Röhre, Rosenberg etc.) bei allem Optimismus unrealistisch.»