Auszeichnung
Saniertes «Rössli» Trogen erhält Kulturgüterschutz-Förderpreis 2022

Die Schweizerische Gesellschaft für Kulturgüterschutz ehrt die Stiftung Rössli Trogen für die Restaurierung und sinnvolle Nutzung des ehemaligen Gasthauses.

Charlotte Kehl
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Regierungsrat Alfred Stricker, Preisträgerin Tessin, Moritz Flury, Preisträger Aargau, Simone Thoma, Gemeinderätin, Co-Präsident Flavio Häner, Präsidentin Gabriele Siegenthaler.

Regierungsrat Alfred Stricker, Preisträgerin Tessin, Moritz Flury, Preisträger Aargau, Simone Thoma, Gemeinderätin, Co-Präsident Flavio Häner, Präsidentin Gabriele Siegenthaler.

Bild: Charlotte Kehl

Vom Bahnhof kommend, sieht man das Wirtshausschild auf dem Dachgiebel von weitem. Unter winterkahlen Weinranken findet man den Eingang und gelangt in den hellen Saal mit dem grünen Kachelofen. Viele verschiedene Dialekte schwirren im Raum, sogar Italienisch. Heute Abend werden im Rösslisaal mehrere Preise vergeben, «weil gleich drei Projekte beispielhaft den Kriterien der Schweizerischen Gesellschaft für Kulturgüterschutz entsprechen», erklärt deren Präsidentin Gabriele Siegenthaler, nach der Begrüssung durch Moritz Flury, welcher die Stiftung Rössli Trogen vertritt.

Für gelebte Kultur ausgezeichnet

Der Förderpreis der KGS wird seit 2003 vergeben und würdigt die Bemühungen zur intakten Weitergabe des kulturellen Erbes an künftige Generationen. Die Stiftung lehnt sich an das Haager Abkommen zum Schutz der Kulturgüter bei bewaffneten Konflikten, deren Leitsatz ist: «In der Überzeugung, dass jede Schädigung von Kulturgut, gleichgültig welchem Volke es gehört, eine Schädigung des kulturellen Erbes der ganzen Menschheit bedeutet, weil jedes Volk seinen Beitrag zur Kultur der Welt leistet.»

Der Name sei nicht das Besondere an diesem Haus, meint der Co-Präsident KGS Flavio Häner. «Rössli» sei der gebräuchlichste Wirtshausname der Schweiz. Und obwohl Trogen gemessen an seiner Grösse ungewöhnlich reich an schützenswerten Gebäuden sei, erfülle genau dieses Haus ganz besonders die Ansprüche der Preisverleiher. «Es wurde gemeinsam restauriert und jetzt auch gemeinsam sinnvoll genutzt. Es bietet Entwicklungspotenzial für nachkommende Generationen. Nicht der wundervoll restaurierte Parkettboden ist Motivation, sondern das, was man darauf machen will. Ein Kulturerbe ist das, was in uns lebt, etwa an das wir uns erinnern, Lebensgefühl, Gemeinschaft», würdigt Häner die Rösslibetreiber. Auch der wirtschaftliche Aspekt sei berücksichtigt – nur so könne etwas überleben.

Das B&B Rössli in Trogen.

Das B&B Rössli in Trogen.

Bild: PD

Weitere Preise gehen ins Tessin und in den Aargau

Der sogenannte «Kleine Preis» geht an das Projekt Bosco Gurin (TI). Ein kleiner Stall, typisch für die regionale Bauweise, wurde von den jungen Erben erhaltend restauriert und öffentlich zugänglich gemacht. An einem Wanderweg gelegen wird er für kulturell-didaktische Ausstellungen genutzt, wie Spurenlesen im Schnee oder Kräuterkunde im Sommer. Den Anerkennungspreis erhält das Projekt Sarmenstorf-Zigiholz der Kantonsarchäologie Aargau. Drei von 21 mittelbronzezeitlichen Grabhügelanlangen von nationaler Bedeutung wurden nach den Ausgrabungen wieder überdeckt und der originäre Zustand in der bewaldeten Umgebung wieder aufgebaut. Der sakrale Charakter des Ortes wurde für Besuchende wieder erlebbar gemacht.

«Auch Musik gehört zum schützenswerten Kulturerbe», findet Regierungsrat Fredi Stricker in seiner Gratulationsrede. Und da offenbar nichts dergleichen organisiert wurde, stimmt er gleich selber ein Lied an. Spontan singen die Anwesenden kräftig mit. Während der Saal ausgiebig für das lebendige Beisammensein bei Apéro und Gesprächen genutzt wird, dürfen die fünf stilvoll renovierten B&B-Gästezimmer und die gemütlichen Gaststuben besichtigt werden.