Zwei Jahre nach dem arabischen und nordafrikanischen Aufbruch ziehen Nahostkorrespondent Michael Wrase und Auslandredaktor Walter Brehm Bilanz. Ein Abend mit Kultur auf Vögelinsegg.
VÖGELINSEGG. Die Euphorie ist bitterer Enttäuschung gewichen – in der Region und in der europäischen Öffentlichkeit. Der Entwicklung des Arabischen Frühlings steht die Staatengemeinschaft tiefgespalten gegenüber. Die internationalen Medien überbieten sich fast täglich mit pessimistischen Berichten und oft mit vorschnellen Analysen der Ereignisse.
Vom friedlichen Volksaufstand zum regionalen Flächenbrand? Aus dem zunächst friedlichen Volksaufstand in Syrien ist ein gefährlicher «Stellvertreterkrieg» regionaler und globaler Mächte geworden, bei dem freiheitliche Ideale keine Rolle mehr spielen. Es geht nicht um Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit, sondern um den politischen und wirtschaftlichen Umbau des Mittleren Ostens. Dabei werden die Bürgerkriegsparteien von regionalen und internationalen Interessenvertretern für ihre Ziele instrumentalisiert. Die Menschen bleiben auf der Strecke. Der Konflikt droht zu eskalieren und könnte auch andere Staaten der Region erfassen.
Michael Wrase, Nahost-Korrespondent unserer Zeitung, hat Syrien und die Nachbarstaaten mehrfach besucht und wird über seine Erfahrungen berichten sowie die Hintergründe aufzeigen. – Michael Wrase spricht zum selben Thema am Freitagabend auch in der Volkshochschule Weinfelden.
Syrien ist nicht Ägypten, wo die Diktatur Hosni Mubaraks nach 18 heroischen Tagen des Volksaufstandes gestürzt wurde. Doch auch der Sturz einer Diktatur ist keine Garantie für einen schnellen Übergang zu einer freiheitlichen Gesellschaft.
Ausland-Redaktor Walter Brehm, der Ägypten mehrfach bereist hat, wird über den Stand der Revolution informieren und eine vorsichtige Bilanz des Arabischen Frühlings ziehen, der dem «islamistischen Winter» folgen könnte.
Wie es Tradition ist bei «Kultur auf Vögelinsegg», erinnert die Theaterküche aber mit einem Vier-Gänge-Menu aus dem Orient daran, dass die arabische Welt nicht nur eine Elendsregion ist, sondern auch eine Weltregion voll sinnlicher und kulinarischer Genüsse. (red.)
Samstag, 9. Februar, 18 Uhr. Hohrüti 1, 9042 Speicher Reservation: 071 340 09 01 oder info@kul-tour.ch Eintritt: Fr. 75.–