Die Fellnähgruppe beider Appenzell feiert in diesem Jahr ihr 20jähriges Bestehen. Verarbeitet werden primär Felle von Kaninchen, die wegen Fehlern beim Körperbau für Züchter nicht mehr interessant sind. Das Hobby förderte auch schon negative Reaktionen zutage.
APPENZELLERLAND. Hasen, Meerschweinchen, Mäuse und Bären in diversen Grössen sind die Renner der Fellnähgruppe beider Appenzell. Aber auch Affen oder Elefanten werden hergestellt, und Accessoires wie Schale, Schmuck und Mützen. In diesem Jahr kann die Fellnähgruppe beider Appenzell ihr 20-Jahr-Jubiläum feiern. Seit Beginn amtet Annelies Holderegger aus Hundwil als Präsidentin. «Wir verarbeiten in der Gruppe pro Jahr 60 bis 70 Kaninchenfelle und drei bis vier Fuchsfelle», sagt sie beim Nähtreffen in Bühler.
Bis die Felle bearbeitet werden können, braucht es seine Zeit. Nach Erhalt werden sie eine Woche getrocknet und für den Sammeltransport nach Oberdiessbach gelagert. Dort werden sie gelidert. Nach einem halben Jahr kommen die Felle dann zurück zur Fellnähgruppe.
Die Felle, mit denen sie arbeiten würden, seien die Abfallprodukte der Kaninchenzüchter, sagt Annelies Holderegger. Mit anderen Worten: Ist ein Tier für die Zucht nicht mehr geeignet, kommt dessen Fleisch in die Küche und das Fell zur Fellnähgruppe. In jüngerer Zeit jedoch ist die Lieferung von Fellen rückläufig, wie die Gruppe auch im Internet schreibt. Ein Grund ist gemäss Holderegger, dass etliche junge Züchter nicht mehr selber metzgen können und die Tiere folglich zum Metzger brächten. Doch schneidet dieser das Tier dem Bauch entlang auf, ist das Fell für die Fellnähgruppe nicht mehr verwertbar. Auch gäbe es Züchter, die von Gross- auf Kleinrassen umgestellt hätten und für die es sich nicht mehr lohne, die Felle für die Fellnähgruppe abzuziehen.
Die Präsidentin verschweigt nicht, dass das Hobby auch negative Reaktionen hervorruft. «Ihr seid brutal», bekommen die Mitglieder dabei beispielsweise zu hören. Seit vier Jahren herrscht gemäss Holderegger aber eine Deklarationspflicht. Seither sei klar ersichtlich, dass es sich ausschliesslich um Felle aus Schweizer Herkunft handle. «Die negativen Stimmen sind dadurch stark zurückgegangen.»
Ihre Produkte präsentiert die Fellnähgruppe jeweils an zwei bis drei Jungtierausstellungen im Frühjahr, an drei Weihnachtsmärkten sowie an der kantonalen Kleintierausstellung. Gab es zu Spitzenzeiten in den Jahren 2000 bis 2003 schweizweit 120 Fellnähgruppen, sind es jetzt noch 71. Der fehlende Nachwuchs macht zu schaffen. Die Gruppe im Appenzellerland zählt aktuell acht Aktive und sieben Passivmitglieder. Seit zwei Jahren wirkt auch Fredy Bischof aus Grub/SG mit. Primär schneidet er Leder oder stopft die von den Frauen genähten Tiere aus. Berta Winkelmann aus Bühler war gestern beschäftigt, den Deckel für eine Fuchskappe fertigzustellen. Annelies Holderegger erklärt ihr die einzelnen Schritte. «Wir können hier viele verschiedene Dinge tun, das macht das Hobby sehr abwechslungsreich», so Winkelmann und konzentriert sich sofort auf den nächsten Stich.
Die DV des Verbandes Fellnähen Schweiz findet heuer am 10. April in Herisau statt.