APPENZELLERLAND: Im Gesang wiedervereint

Ab nächstem Jahr singen Inner- und Ausserrhoder Schüler die gleichen Lieder. Möglich macht dies ein gemeinsames Singbuch beider Kantone.

Karin Erni
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Ingrid Brühwiler und Vreni Kölbener beim Überarbeiten des neuen Appenzeller Liederbuches. (Bild: Karin Erni)

Ingrid Brühwiler und Vreni Kölbener beim Überarbeiten des neuen Appenzeller Liederbuches. (Bild: Karin Erni)

Karin Erni

karin.erni@appenzellereitung.ch

Die Idee eines gemeinsamen Singbuchs stammt von Vreni Kölbener. Die Waldstätter Schulleiterin war bis vor einem Jahr beim Erziehungsdepartement Appenzell Innerrhoden als Schulinspektorin beschäftigt und in der Lehrerinformationsstelle für die Lehrmittel zuständig. Damals war das Innerrhoder Singbuch vergriffen und sollte neu aufgelegt werden. Im Rahmen der ­Appenzeller 500-Jahr Feierlichkeiten habe man sich im Kanton Gedanken über gemeinsame Projekte gemacht, erinnert sich Kölbener. «Singen ist ein gemeinsames Kulturgut, da lag es nahe, ein gemeinsames Singbuch herauszugeben.» In Ausserrhoden stiess die Idee beim damaligen Regierungsrat Rolf Degen auf offene Ohren, denn auch das Ausserrhoder Buch «Aus der Heimat» ist vergriffen. Es wurde eine gemeinsame Projektgruppe eingesetzt, die das Buch realisieren sollte. Für Ausserrhoden begleitet Ingrid Brühwiler, Leiterin Abteilung Volksschule, das Projekt.

Bewährtes und neues Liedgut

Das neue Singbuch soll rund hundert Lieder umfassen. Nicht fehlen dürfen die für das Appenzellerland typischen Jodel- und Ratzliedli. Geplante Kapitel sind «Öseri Heemet», «Beg ond Senne», «Taanze ond schätzele» oder «Rugguseli ond Zäuerli». Die meisten Lieder stammen aus den bisherigen Schulbüchern. Es werden aber auch Neukompositionen in das Werk aufgenommen. So ist beispielsweise ein aktuelles Lied des Engel-Chörlis imAABB22Buch vertreten. Gerechnet wird mit Kosten von 100 000 bis 150 000 Franken, obwohl viel ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Verschiedene Stiftungen sollen angefragt werden.

Die Lancierung des Buchs gestaltet sich indes nicht so einfach wie geplant. «Wir haben den Aufwand unterschätzt», sagt Ingrid Brühwiler. Man sei anfangs davon ausgegangen, dass man die Lieder einfach aus den bestehenden Singbüchern übernehmen könne und eine einmalige Überarbeitung genügen würde. Doch es zeigte sich, dass praktisch jedes Lied mehrere Male überarbeitet werden muss. Zurzeit befindet sich das Werk in der zweiten Korrektur. Eine Arbeitsgruppe aus zehn Lehrern und Chorleitern ist damit beschäftigt, alle Lieder durchzuspielen und zu prüfen, ob Melodien und Vokalisationen stimmen. Weil das Buch für Primarschüler gedacht ist, dürfen die Lieder maximal zweistimmig sein und müssen für Kinder leicht zu singen sein. Damit es auch optisch etwas hermacht, wird das Buch vom Trogner Kantonsschullehrer Werner Meier illustriert und von einem Grafiker gestaltet. Eine Vorabversion wird an den kantonalen Stufenkonferenzen im November präsentiert. Das fertige Buch soll im Frühjahr 2018 vorliegen und an der Kantonalkonferenz im Sommer 2018 vorgestellt werden. Die gedruckte Auflage umfasst 10000 Exemplare. Im Anhang soll es auch noch eine Online-Broschüre mit Dorfliedern geben. Vom Buch ist auch eine digitale Version geplant, damit es ans Smartboard, die elektronische Wandtafel, gebeamt werden kann. Zusätzlich soll auch ein Tonträger mit Einspielungen der Lieder produziert werden, damit man hören kann, wie die Lieder klingen. «Vor allem auswärtige Lehrer kennen die typischen Appenzellerlieder nicht.» Die beiden Frauen freuen sich auf ihr gemeinsames «Baby». «Ums Singen ist hierzulande ein regelrechter Hype entstanden. Mit diesem Buch wollen wir das traditionelle Liedgut pflegen und weitervermitteln.»