Die Frauenzentrale Appenzellerland hat für Frauen für ihr grosses ehrenamtliches Engagement mit dem Prix Zora ausgezeichnet.
Die Feier der Frauenzentrale Appenzellerland fand kürzlich in Wolfhalden statt. Die fünf neuen «Zoras» heissen Martina Unseld aus Speicher, Margrit Solenthaler aus Heiden, Madeleine Sonderegger aus Herisau sowie Irina Bossart und Rita Steingruber, beide aus Stein.
Martina Unseld brachte ihren Therapiehund Rani mit auf die Bühne, um die Fragen von Moderatorin Helena Städler zu beantworten. «Rani hat heute einen ganz wichtigen Einsatz», sagte die Preisträgerin. «Er muss mich beruhigen.» Lange schon träumte die gebürtige Solothurnerin davon, mit Hunden zu arbeiten. Als 2016 Welpe Rani geboren wurde, ging ihr Wunsch in Erfüllung. Der Therapiehund hilft bei der Traumaverarbeitung, nimmt Kindern die Angst vor Hunden oder kommt im Spital zum Einsatz.
Margrit Solenthaler war erst nicht so begeistert und überrascht über die Auszeichnung. Sie stehe nicht gern in der Öffentlichkeit, sondern arbeite lieber im Hintergrund. Ihre vielfältigen Aufgaben zeigen, dass sie den Preis verdient: Sie führt mit ihrem Mann einen Landwirtschaftsbetrieb mit Kühen, Kälbern und ab Frühling auch wieder mit Schweinen, ist Leiterin der Trachtentanzgruppe Urnäsch, kantonale Beauftragte für Kinder- und Jugendarbeit der Ausserrhoder Trachtenvereinigung und betreut die 18-jährige Pflegetochter, die aus einem schwierigen Umfeld kommt. Dazu betreibt sie mit ihrem Mann den Skilift auf dem Bischofsberg, der bis am Dienstag gelaufen ist.
Rita Steingruber betreibt mit ihrem Mann einen Landwirtschaftsbetrieb, neun Jahre war sie Präsidentin des Landfrauenvereins Stein. Auf ihrem Hof nahm sie bereits über 60 Ferienkinder auf. Nach zehn Jahren als Gemeinderätin tritt sie nicht mehr an. Seit 2019 ist sie in der Gemeinde für die Asylbetreuung zuständig. Dabei hatte sie auch schwierige Situationen zu meistern.
Irina Bossart ist seit sechs Jahren Pfarrerin in Stein. Früher war die Historikerin Gymnasiallehrerin und führte historische Stadtrundgänge in Basel durch, schrieb für eine feministisch-theologische Zeitschrift, war Uniseelsorgerin. Sie versucht, die Geschichte von Frauen ins Bewusstsein zu rücken. Ihr heutiger Beruf sei sehr vielseitig. «Dass die Kirche heute eine geringere Bedeutung hat, eröffnet mir mehr Freiheiten», sagt sie. Sie fällt immer wieder mit ungewöhnlichen Projekten auf. So hat sie den Bänkliathlon initiiert, um die Tourismusbänkli im Dorf in Szene zu setzen.
Madeleine Sonderegger, die seit 35 Jahren Leiterin bei Plussport ist, konnte an der Verleihung nicht teilnehmen. Sie liess angesichts des Leitermangels via Moderatorin Helena Städler eine Botschaft ausrichten: «Engagiert euch!» Für viele sei wohl die Hemmschwelle zu hoch – die Turnstunden mit den beeinträchtigten Menschen seien jedoch eine dankbare Aufgabe.
Die Preisträgerinnen erhielten einen Blumenstrauss sowie einen Gutschein für eine Handtasche von Huber Mode in Herisau. Drei nominierte Frauen – Angela Koller aus Herisau, Brigitte Bänziger aus Rehetobel und Ursi Locher aus Heiden – konnten für ihr Engagement eine Rose entgegennehmen.
Gemeindepräsident Gino Pauletti freute sich, dass die Feier in Wolfhalden durchgeführt wurde. Er selber arbeite Teilzeit in zwei Berufen – je 50 Prozent als Präsident und Bauführer. Zudem sei er wohl der einzige Gemeindepräsident im Appenzellerland, der zwei Gemeindeschreiberinnen im Job-Sharing habe, sagt er mit Stolz. «Frauen bringen grosses Potenzial mit und ein anderes Denken in die Sitzungen», sagte er. Und er bestärkte die Anwesende: «Bleiben Sie Ihrer Linie treu!» Die Gemeinde sponserte zudem den Kaffee. Die stimmungsvolle Feier wurde von der Appenzeller Hackbrettspielerin Christa Kölbener musikalisch umrahmt.
Präsidentin Hester Ryffel sagte in ihrer Begrüssungsrede: «Durchmischte Gremien sind ein Muss. Sie verbessern die Demokratie.» Deshalb versuche die Frauenzentrale, Frauen für die Politik zu begeistern. Die Wahlzeitung mit den Kandidatinnen für die Wahlen vom 16. April werden bald an die Haushalte im Appenzellerland verschickt. «So wird das Potenzial an Frauen sichtbar.» (pd)