Appenzell
«Boutique-Pension und Hostel»: In der «Alten Metzg» wird geschlafen statt gewurstet

Manuela Breitenmoser hat ihr Elternhaus in Appenzell zu einem modernen Beherbergungsbetrieb umgebaut. Das Konzept füllt eine Lücke im bisherigen touristischen Angebot des Dorfs.

Karin Erni
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Martin Birrer und Manuela Breitenmoser vor dem neuen Hotel.

Martin Birrer und Manuela Breitenmoser vor dem neuen Hotel.

Bild: Karin Erni

Dem schmucken Haus am Dorfeingang von Appenzell sieht man die Vergangenheit als Metzgerei an: Zur Gaiserstrasse hin lassen sich noch die Umrisse des ehemaligen Schaufensters erkennen. Über vier Generationen hinweg wohnte und geschäftete hier die Familie Breitenmoser. 2020 erwarb Manuela Breitenmoser als Vertreterin der fünften Generation das Haus. Nach einem grösseren Umbau eröffnet sie darin unter dem Namen «Alte Metzg» eine «Boutique-Pension und Hostel» mit 22 bis 24 Betten.

Der Aufenthaltsraum lädt zum geselligen Beisammensein.

Der Aufenthaltsraum lädt zum geselligen Beisammensein.

Bild: Karin Erni

Die ehemaligen Geschäfts- und Produktionsräumlichkeiten im Untergeschoss sind als Hostel konzipiert. Sie beinhalten zwei auf Familien und Gruppen zugeschnittene Mehrbettzimmer. «Hostels haben sich international etabliert und ziehen insbesondere Rucksacktouristen an», erklärt Manuela Breitenmoser. Die Gäste können einen grosszügigen Aufenthaltsraum nutzen und in der gut eingerichteten Küche selber kochen.

Selbst umgebaut und eingerichtet

Den ehemaligen Wohnbereich der Familie hat Manuela Breitenmoser zur Boutique-Pension mit sechs Zimmern umgebaut. Hier laden eine Stube, eine rundum ausgestattete Küche, eine Terrasse und eine Sauna zum Verweilen ein. Den Umbau hat ihr Lebenspartner, der Architekt Martin Birrer, vorgenommen. Die Einrichtung haben die beiden selber zusammengestellt. Sie kombiniert munter moderne Einrichtungsgegenstände mit Objekten aus dem Brockenhaus, was dem Ganzen einen urbanen Charme verleiht. Mit den verschiedenen Räumlichkeiten eignet sich die Lokalität auch für die Unterbringung von kleineren Gruppen oder für die Durchführung von Retraiten und Kursen.

Blick in die Küche, die von den Gästen benutzt werden kann.

Blick in die Küche, die von den Gästen benutzt werden kann.

Bild: Karin Erni

Frühstück wird vorderhand nicht serviert. «Im Kühlschrank hat es Butter und Confi und der Bäcker ist ja grad um die Ecke», sagt Manuela Breitenmoser. «Unser Ziel ist ein selbstregulierender Betrieb mit Self-Check-in.» Falls es sich jedoch als Bedürfnis herausstellen sollte, liesse sich das Konzept ohne weiteres auf «Bed & Breakfast» ändern, so die Inhaberin. «Es ist ohnehin zwei Stunden pro Tag eine Person vor Ort, die die Gäste betreut.» Die in St.Gallen wohnhafte Manuela Breitenmoser verfügt über Erfahrung in der Beherbergung von Feriengästen: Zwischen 2005 und 2012 hatte sie in der mexikanischen Karibik ein Ferienresort mitaufgebaut (www.playaselva.com), das sie nach wie vor administrativ leitet. Nach der Rückkehr in die Schweiz nutzte sie das in Mexiko gesammelte Wissen für das Projekt in Appenzell.

Geschichtsträchtiges Haus

Metzgerdynastie Breitenmoser

Das Wohn- und Geschäftshaus an der Gaiserstrasse 6 wurde im 16. Jahrhundert errichtet und vermochte dem Dorfbrand von 1560 standzuhalten. Nach der Eröffnung der Metzgerei 1896 schrieben die Breitenmosers Familiengeschichte. Sie reichten ihr Wissen jeweils an den Nachwuchs weiter. Dank Spezialprodukten wie dem geräucherten und mit Kräutern veredelten «Alpsteinbröckli» und der bekannten Siedwurst errang das Unternehmen Goldmedaillen. (ker)