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«Schüblig mit Härdöpfelsalat – oder was ist Heimat?» feiert am 19. Mai Premiere in der Alten Stuhlfabrik in Herisau. Geschrieben hat das melancholisch komische Stück der Steiner Hans-Peter Ulli.
Der Duden definiert Heimat als «Land, Landesteil oder Ort, in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend).»
Hans-Peter Ullis Theaterstück, das am Freitag, 19. Mai Premiere im Kleintheater Stuhlfabrik in Herisau uraufgeführt wird, trägt den Titel «Schüblig mit Härdöpfelsalat – oder was ist Heimat?» Es spielt in einem alten Bahnhofbuffet irgendwo in der Ostschweiz. Die Protagonisten werden gespielt von Benjamin Heutschi (Keylam), Graziella Rossi (Dora) und Hans-Peter Ulli (Bruno).
Doras Spezialität im «Bahnhöfli» ist der Schüblig mit Härdöpfelsalat. Zu ihren Stammgästen gehören der 67-jährige Bruno, ein Schriftsteller und Querdenker und der 40-jährige Keylam, ein Strassenkünstler und Weltenbummler mit irischen Wurzeln. Beide haben hier im «Bahnhöfli» ihre Heimat gefunden. Als die Gemeinde beschliesst den Mietvertrag nicht zu verlängern gehen die beiden auf die Barrikaden, um das Bahnhöfli zu retten. Doch Dora hat andere Pläne.
Das Stück soll das Publikum dazu anregen, über die Frage nachzudenken, was Heimat bedeutet, erklärt Hans-Peter Ulli. Der Schauspieler wohnt seit 1996 in der Ostschweiz und lebt seit 2004 mit seiner Frau Antonia Brown-Ulli in Stein. Ullis Frau ist in Amerika geboren und lebte lange als Opernsängerin in Italien. Mit ihr hat er sich vermehrt über das Thema Heimat unterhalten und sei unter anderem dadurch zum Stück inspiriert worden.
Während dem dreijährigen Schreibprozess ist für Ulli immer klarer geworden, was für ihn Heimat ist. Er erzählt von einer Reise nach Kanada, wo er in einem kleinen Ort eine «Swiss Bakery» betrat. «Als mir der Duft nach Schweizer Brot in die Nase stieg, fühlte ich mich daheim», so Ulli. Dasselbe Gefühl überkomme ihn, wenn er nach einer Reise nach Hause nach Stein fährt und das Dorf vor sich sieht.
«Mein Fazit ist, Heimat ist ein Gefühl aus dem Inneren, das durch Einwirkungen von Aussen getriggert wird», erklärt Ulli. Der 67-Jährige spricht, obwohl er schon lange in der Ostschweiz lebt, immer noch im Zürcher Dialekt. Denn: «Auch wenn ich in Zürich durch das Niederdörfli spaziere, fühlt sich der eine oder andere Ort für mich als Heimat an.» Heimat könne vieles sein, ein Ort, ein Gefühl, eine Speise oder eine Person. «Was es für einen persönlich ist, auf diese Frage kann und soll das Stück keine Antwort geben. Aber zum Nachdenken anregen.»
Ulli war lange als Berufsschauspieler in Filmen, Serien und Werbespots tätig und hat eigene Filmdrehbücher geschrieben. Beim Schüblig mit Härdöpfelsalat handelt es sich um sein erstes Theaterstück. «Böse Zungen behaupten, ich hätte das Stück geschrieben, damit ich mal wieder etwas spielen kann», sagt Ulli und lacht. Dabei sei es viel mehr so, dass er Lust gehabt habe, mal wieder etwas Künstlerisches zu machen.
Auf die Frage, wie viel von ihm in der von ihm verkörperten Figur Bruno stecke, antwortet Ulli: «Es steckt in allen Figuren sehr viel von mir und meiner Seele. Aber auch Gedanken von meiner Frau und einer guten Freundin.» Der schönste Moment während der Proben sei für ihn gewesen, als er zum ersten Mal in einer Leseprobe gehört hat, was er geschrieben hatte. «Richtig fertig geworden ist das Stück erst während der Proben. Da habe ich gemerkt, was funktioniert und was nicht», so Ulli.
Für die Alte Stuhlfabrik als Aufführungsort hat sich Ulli entschieden, weil er sich in das Theater verliebt hat. Bereits 2021 in «Austerlingen» und 2022 in «Schräg durch die Seele» stand Ulli hier auf der Bühne. Den intimen Rahmen im gut 150 Plätze umfassenden Kleintheater findet er ideal für sein Stück. Die Zusammenarbeit mit dem Betriebsverein schätze er zudem. Das Lokal wird ihm für den Probebetrieb kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das Stück «Schüblig mit Härdöpfelsalat – oder was ist Heimat» feiert am Freitag, 19. Mai, Premiere. Weitere Vorstellungen finden am 20., 21., 26. und 27. Mai statt. Vor der Vorstellung gibt es jeweils die Möglichkeit, so lange es hat, eine kleine Portion des namensgebenden Gerichts zu geniessen. «Ich wurde so viel Mal gefragt, ob man den Schüblig denn auch zum Essen bekomme, dass ich mir dachte, das muss jetzt sein», erklärt Ulli schmunzelnd. Tickets für die Aufführungen sind unter www.eventfrog.ch erhältlich.