Was für ein Zauber: Keine Sekunde bleibt eine Schneeflocke in unverändertem Zustand auf der ausgebreiteten Hand.
Was für ein Zauber: Keine Sekunde bleibt eine Schneeflocke in unverändertem Zustand auf der ausgebreiteten Hand. Keine Sekunde bleibt mir, das gewichtslose Wattebäuschchen genauer zu betrachten und herauszufinden, ob es sich hierbei tatsächlich um einen sternförmigen Eiskristall handelt, wie wir es von unzähligen Darstellungen her kennen. Ein Flöckchen nach dem andern verändert auf meiner Hand seine Gestalt und führt mir vor Augen, dass es sich bei Schnee um nichts anderes als Wasser in festem Zustand handelt. Welch grandiose Metamorphose. Märchenhaft. Traumhaft. Surreal. Dabei ist dies längst nicht die einzige Verwandlung, die die Natur zu bieten hat. Denken wir an die Raupe, die zur Puppe und dann zum Schmetterling wird. Oder die Entwicklung vom Laich zur Kaulquappe, zur Kröte.
Faszinierende Metamorphosen können dieser Tage auch beim Menschen beobachtet werden. Es ist Fasnacht, Zeit der Maskerade, ein Freipass zur Verwandlung. Ob in bunte und liebliche Wesen wie Schmetterlinge oder gruslige und «gfürchige» Gestalten wie Kröten ist allen selbst überlassen. Oftmals aber beschränken sich die menschlichen Metamorphosen nicht nur auf die äussere Erscheinung. Die Verwandlung wird genutzt, um sich so zu benehmen, wie man es sonst nie täte. Masken verzerren die Persönlichkeit. Oder ist die Realität vielleicht gar in der umgekehrten Betrachtungsweise zu finden? Zeigen die Menschen während der Fasnacht ihre wahre Identität und bekleiden ihre Persönlichkeit das Jahr über mit Masken? Oftmals scheint es doch ein grosses Maskenspiel, das uns getrieben vom Erfolgsdruck in der Finanzwelt, Politik oder auch der Medienwelt geboten wird. Selbst in Beziehungen werden Masken aufgesetzt. Das Leben – alles nur Verwandlung – leider nicht immer so märchenhaft-schön wie bei der Schneeflocke...
Roger Fuchs