Achtung, Pilzkontrolle!

Brosmete

Karin Erni
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Es ist eine Manie: Ich kann um diese Jahreszeit nicht durch den Wald spazieren, ohne links und rechts aus den Augenwinkeln nach Pilzen Ausschau zu halten. Eigentlich esse ich sie gar nicht besonders gerne und sie liegen mir oft etwas schwer im Magen, vor allem jene, die ich nicht zur Pilzkontrolle gebracht habe. Obwohl ich einige Arten zu kennen glaube, bleibt bei diesem Hobby immer ein gewisses Restrisiko: Es könnte sich bei den vermeintlichen Steinpilzen und Eierschwämmli in der Sauce um wissenschaftlich noch nicht bekannte Mutanten handeln, und ich wäre das unfreiwillige Versuchskaninchen, an dem sich deren Tödlichkeit zum ersten Mal manifestiert.

Trotz allem trage ich im Herbst immer ein Papiersäcklein im Wanderrucksack. Man weiss ja nie, vielleicht wächst ja der Steinpilz des Lebens direkt am Weg, und da wäre es doch jammerschade, ihn stehen lassen zu müssen. Und meist findet sich ohnehin das eine oder andere Pilzchen im Vorbeigehen. Wie unlängst im Innerrhodischen, als ich ein paar schöne Herbsttrompeten pflücke und in meinem Säckchen versorge. Just in dem Moment kommt mir eine einheimische Wandergruppe entgegen. Deren Anführer stellt sich mir prompt in den Weg. Er baut sich vor mir auf und sagt mit tiefer Stimme: «Pilzkontrolle. Was haben Sie da gesammelt?» Ich präsentiere folgsam meinen Fund, der zwar interessant, aber noch weit von den erlaubten zwei Kilo entfernt ist. «Soso...», brummelt der Mann und steckt seine Nase noch tiefer in den Sack. Ich werde langsam nervös und überlege krampfhaft, welchen Straftatbestand ich wohl erfüllen könnte. Plötzlich prustet der vermeintliche Pilzkontrolleur los und sagt unter Lachen: «Ich habe doch gar keine Ahnung von Pilzen!» Es dauert eine Weile, bis ich merke, dass ich auf einen Scherz reingefallen bin, und erleichtert mitlache. Einmal mehr hat sich gezeigt: Die Appenzeller sind halt schon ein lustiges Völkchen.

Karin Erni