«Acht Bikerouten in Innerrhoden sind zu wenig»

Auf Wanderwegen kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Wanderern und Mountainbikern. Renato Rodighiero aus Appenzell hat sich in seiner Maturaarbeit mit diesem Thema beschäftigt – und Lösungen gefunden.

Claudio Weder
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Er ist leidenschaftlicher Mountainbiker: Renato Rodighiero aus Appenzell Steinegg. (Bild: Claudio Weder)

Er ist leidenschaftlicher Mountainbiker: Renato Rodighiero aus Appenzell Steinegg. (Bild: Claudio Weder)

Es sind Szenen, wie sie sich auf Schweizer Wanderwegen immer wieder abspielen: Auf der einen Seite die Wanderer, die sich von Mountainbikern gestört, ja sogar bedroht fühlen. Auf der anderen Seite die Biker, die sich von aggressiven Wanderern oft Beleidigungen anhören müssen. Es sind zum Glück Einzelfälle. «Doch die Konflikte zwischen Wanderern und Bikern sind präsent», sagt Renato Rodighiero. Auch in Innerrhoden.

Folglich musste der Kantonsschüler aus Steinegg nicht lange überlegen, als es darum ging, ein Thema für seine Maturaarbeit zu finden. Als Mountainbiker sind ihm die oben genannten Situationen bestens bekannt. Seine Arbeit hat er der Entwicklung des Bikesports gewidmet und dabei die Lage in seinem Heimatkanton unter die Lupe genommen.

Innerrhoden büsst Biker auf Wanderwegen

Braucht es in Innerrhoden spezielle Bikewege? Kann man nicht einfach alle Wanderwege mit dem Bike befahren? So zwei zentrale Fragen von Rodighieros Arbeit. Die Antworten darauf lauten: Ja und Nein. Im Vergleich zu anderen Kantonen wie Graubünden, wo das Befahren von Wanderwegen mit dem Velo erlaubt ist, geht Innerrhoden mit seinen Bikern hart ins Gericht: Wer mit dem Velo auf einem Wanderweg erwischt wird, zahlt eine Geldbusse von 30 Franken.

Nur: «Es ist schwierig, das Verbot durchzusetzen», sagt der 18-Jährige. Die Polizei könne das Einhalten der Regeln nicht ständig kontrollieren. Folglich komme es immer wieder vor, dass Mountainbiker – trotz des strikten Verbots – auf die Wanderwege ausweichen. Für dieses Problem hat Rodighiero in seiner Maturaarbeit Lösungen skizziert. Eine davon lautet: Kanalisierung. Diese Strategie verfolgt der Kanton bereits seit Ende der 90er Jahre, dem Zeitpunkt, als die ersten offiziellen Bikerouten entstanden sind.

Aktuell gibt es in Appenzell acht offizielle Bikerouten, wie der Schüler in seiner Arbeit darlegt. Diese sind jeweils mit roten Wegweisern markiert und starten alle auf dem Brauereiplatz. Von diesen Routen führen 75% über asphaltierte Strassen, der Rest zu 20% über Schotterstrassen und zu 5% über Wiesen. «Singletrails, die durch den Wald führen, gibt es so gut wie gar nicht», sagt Rodighiero. Das sei schade. Genau mit solchen speziell für Biker gemachten Routen wäre es möglich, die Biker von den Wanderwegen wegzulocken. Die Biker hätten zudem mehr Spass an der Sache: «Biken auf Kiesstrassen ist einfach zu wenig attraktiv.»

Im Alpstein hat man als Biker nichts verloren

Nach Renato Rodighiero sind acht Routen im ganzen Kanton eindeutig zu wenig. «Man müsste ja nicht gleich alle Wanderwege zu Bikerouten machen», sagt er. Im Alpstein habe man als Biker sowieso nichts verloren. Das vorgelagerte Hügelland wäre jedoch ein attraktives Gebiet. Ein Ausbau des Bikewegnetzes würde zudem auch den Tourismus ankurbeln, der in Appenzell ausschliesslich auf die Wanderer ausgerichtet sei. «Wer zum Biken in die Ferien will, geht nicht nach Appenzell.»

Die letzten Bikerouten wurden vor rund 14 Jahren aufgenommen. Seither sind keine weiteren entstanden. «Bedenklich», findet Rodighiero. Gleichzeitig ist ihm während des Verfassens der Arbeit bewusst geworden, wie schwierig es ist, diese Kanalisierung durchzusetzen. «Einerseits kostet ein neuer Biketrail viel Geld. Andererseits stehen sich verschiedene Parteien gegenüber, die ihre Interessen durchsetzen wollen: Naturschützer, Jäger, Bodenbesitzer und Gemeinden.»

Auf die Frage, ob er selbst aktiv werden und für mehr Biketrails kämpfen will, antwortet der Gymnasiast: «Ich will momentan vor allem auf das Problem aufmerksam machen» – eines, das mit der zunehmenden Popularität des Bikesports in Zukunft wohl an Bedeutung zunimmt.

Hinweis

Diese und weitere Maturaarbeiten werden am Donnerstag, 13. Dezember, zwischen 17 und 21 Uhr am Gymnasium St. Antonius in Appenzell präsentiert.