Abstimmung
Für 1,3 Millionen Franken: Gemeinde Bühler will Wohnhaus kaufen und zur Vermieterin werden

Als für die Schulraumplanung strategisch wichtig erachtet der Gemeinderat Bühler die Liegenschaft Dorfstrasse 21. Am 18. Juni kann die Stimmbürgerschaft über den geplanten Kauf befinden.

Astrid Zysset
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Die Gemeinde Bühler will den «Rätschkachel» für 1,3 Millionen kaufen.

Die Gemeinde Bühler will den «Rätschkachel» für 1,3 Millionen kaufen.

Bild: Astrid Zysset

Die Liegenschaft Dorfstrasse 21 in Bühler ist alles andere als ein Bijou. Fassade und Fensterläden des gemäss Schätzungsbericht 1999 entstandenen Hauses sind sanierungsbedürftig. An der öffentlichen Orientierungsversammlung der Gemeinde am Donnerstagabend im forum 55 fielen von den Anwesenden Umschreibungen wie «verbastelt» und «Ruine» für das Gebäude. Trotzdem will der Gemeinderat den «Rätschkachel» kaufen. Mit dem Hausbesitzer fanden schon länger Gespräche statt über eine allfällige Miete von Teilen des Grundstücks. Doch die Miete erschien zu hoch. Auf einen Verkaufspreis über Haus und Garten konnte man sich hingegen einigen. Am 18. Juni wird an der Urne über einen Verpflichtungskredit von 1,3 Millionen Franken befunden.

Gemeindepräsident Jürg Engler erklärte an der Versammlung die Kaufabsicht dahingehend, dass die Liegenschaft einen strategischen Wert für die Gemeinde habe. «Wir wollen uns die Möglichkeit offen lassen, das Haus mittelfristig in der Schulraumplanung zu berücksichtigen.» Hinter dem Rätschkachel befindet sich gleich die Schulanlage. Bedarf diese zusätzlichen Platz könnte die Liegenschaft dahingehend umgebaut und umgenutzt werden.

Noch ist es aber nicht soweit. Gemäss Gemeinderat Carsten Dieckmann, Ressort Bildung, habe man aufgrund der aktuellen Schülerzahlen «keinen akuten Handlungsbedarf». Den im vergangenen Jahr neu eröffneten Kindergartenstandort in der Oberstufe und eine neu eröffnete Stammklasse in derselben hätten die Lage entschärft. Ob es künftig wieder zu Engpässen kommen könnte, sei Gegenstand der Schulraumplanung, welche derzeit erarbeitet wird.

Umbau in Wohnungen geplant

Innen ist der «Rätschkachel» gemäss Edikt in gutem Zustand. Einzelne, möblierte Zimmer werden dort aktuell vermietet. Dieses Geschäftsmodell möchte der Gemeinderat aber nicht übernehmen. Wie er ausführte, soll infolge leichter Umbauarbeiten die Zimmer zu drei Wohnungen und einem Dachatelier umfunktioniert werden. Diese würden anschliessend vermietet. «Die Mietwohnungen werden aufgrund der geringen Raumgrösse im mittleren und günstigen Segment angeboten werden», so Engler. Mit einer Nettorendite von 2,1 Prozent wird gerechnet. Gemeinderat Stefan Heer, Ressort Finanzen, machte deutlich: «Es geht nicht darum, einen zusätzlichen Ertrag mit den Wohnungen zu erwirtschaften, sondern das Gebäude als Puzzleteil für die Schule zu sichern.»

Die Meinungen an der Versammlungen waren gespalten. Einzelne Votanten werteten die Kaufabsicht des Gemeinderats als «genial», andere empfanden den Preis zu hoch und die angedachten leichten Umbauarbeiten als utopisch. 150'000 Franken sind hierfür angedacht. Heer führte aus, dass ein entsprechender Betrag im kommenden Voranschlag verankert sein wird.

Mehreinnahmen von 1,9 Millionen Franken

Abgestimmt wird am 18. Juni in Bühler auch über die Jahresrechnung 2022. Diese schliesst bei einem Gesamtaufwand von 11,8 und einem Gesamtertrag von 13,1 Millionen Franken mit einem Überschuss von 1,3 Millionen ab. Das sind 1,9 Millionen Franken mehr als im Voranschlag prognostiziert wurde. Diesen «sehr erfreulichen Abschluss», so Engler, sei dem Umstand geschuldet, dass der Finanzausgleich höher ausfiel als erwartet. Andererseits kamen Steuernachzahlungen hinzu. «Es sind leider beides unsichere Faktoren, aber wir sind trotzdem froh über das Ergebnis.» Abweichungen gegenüber dem Voranschlag gab es vor allem aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen und einer zu geringen Auslastung im Alterszentrum.

Am Samstag, 3. Juni, von 9 bis 10.30 Uhr kann der «Rätschkachel» besichtigt werden.