ABSICHTSERKLÄRUNG: Wärme aus dem eigenen Abfall

Es wird immer konkreter: Die Stadt Wil möchte künftig auf Fernwärme aus Bazenheid setzen. Die Errichtung dürfte über 30 Millionen Franken kosten. Für das Budget 2018 soll ein Projektierungskredit von einer Million Franken beantragt werden.

Thomas Riesen
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Thomas Riesen

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Läuft alles ideal, kann das erste Haus auf Stadtgebiet vor dem Sommer 2020 an die Fernwärmeleitung angeschlossen werden. Der Anschluss an die Kehrichtverbrennungsanlage Bazenheid, die Leitung nach Wil und die Groberschliessung der ersten Quartiere und Grossabnehmer wie Industrie, Spitäler, Schulen, Hallenbad kostet 30 und 36 Millionen Franken. Dieser Betrag muss in spätestens 40 Jahren amortisiert sein. Wenn es nach den Technischen Betrieben Wil (TBW) geht, noch früher. Nach der Zustimmung zur Gesamtinvestition brauchen die TBW zwischen zwei und vier Jahren Zeit für Planung und Bewilligung.

Für die Realisierung braucht es Grosskunden

Um das Projekt zu lancieren, fehlt ein Projektierungskredit über rund eine Million Franken. Diesen Beitrag will der Stadtrat beim Parlament für das Budget 2018 beantragen. Danach wären viele Detailantworten möglich. Bereits im Budget 2017 ist ein Beitrag für die Erarbeitung des definitiven Projektkredites enthalten und 2016 wurde die Werkskommission des Stadtparlamentes informiert. Grundlage ist die gemeinsame Machbarkeitsstudie mit Kirchberg. Für den Stadtrat ist klar: Er will Fernwärme für sein Energiekonzept, welches kurz vor der Fertigstellung steht, um sein Energieziel 2050 zu erreichen. Dann soll Fernwärme in Wil mehr als ein Drittel des erneuerbaren Wärmebedarfes abdecken, mit Energie aus der Kehricht­verbrennung Bazenheid – aus dem eigenen Abfall also.

Damit das Projekt Fernwärme realisiert werden kann, benötigen die TBW Grosskunden. «Wenn wir den Bedarf kennen, können wir problemlos vor das Stadtparlament gehen, damit ist die Investitionssicherheit mindestens teilweise gegeben», ­sagen der zuständige Stadtrat ­Daniel Meili und Projektleiter Martin Berti, Geschäftsführer der TBW. Aus diesen Kreisen würden zahlreiche Interessensbekundungen vorliegen. Die Frage nach dem Preis stand dabei nie im Vordergrund, denn Spezialisten würden den Wert bereits heute als wirtschaftlich bezeichnen und «er wird noch einmal überprüft». Nähere Preisangaben machen Meili und Berti noch nicht.

Verlust von Gaskunden kompensieren

Ob Erdwärme ein wirtschaftlicher Erfolg wird, hängt wesentlich von einem guten Projektstart ab. Das betont Martin Berti. Technische Fragen stellten sich nicht, die Technik sei bewährt. Auch steht reichlich Energie zur Verfügung. Ein Thema sind ­jedoch Förderinstrumente, die noch nicht definiert sind. Möglich sind Umstiegsprämien für den Wechsel von Ölheizungen auf Fernwärme oder Anreizprämien für Fernwärmeanschlüsse bei einem frühzeitigen Ersatz von ­ Öl- und Gasheizungen, die noch nicht kompensiert sind. Wenn das gelinge, sei selbst der Verlust von Gaskunden für die TBW mehr als kompensiert.

Kirchberg hat Vorbildcharakter

Die Politische Gemeinde Kirchberg ist mit ihrem Fernwärmeprojekt weiter. Weil beide Projekte auf der gleichen Machbarkeitsstudie basieren, ist das für Wil von Bedeutung. Denn es hat Vorbildcharakter und Symbolwert. Dessen sind sich Meili und Berti bewusst. Das sehen sie positiv: «Wir können sehen, wo es noch Knackpunkte gibt, die wir allenfalls nicht mehr lösen müssen.» Das beginne bei der Vorbereitung und gehe bis zum Abschluss von Verträgen. Die beiden sind sich einig: Ein Erfolg der Nachbar­gemeinde ist für Wil wichtig, aber nicht existenziell.