ABSCHIED: Vom Toggenburg nach Südafrika

Dreizehn Jahre lang war Thomas Thalmann Pfarrer von Neu St. Johann und Ebnat-Kappel, zudem baute er die Seelsorgeeinheit Oberes Toggenburg auf. Nun verlässt er das Toggenburg, vorerst Richtung Süden.

Sabine Schmid
Drucken

Sabine Schmid

sabine.schmid@toggenburgmedien.ch

«Der Abschied hat etwas Endgültiges», sagt Thomas Thalmann. Dies werde ihm erst jetzt bewusst, als er Zügelkisten packt und Gegenstände verschenkt. Dreizehn Jahre lang war das Kloster Neu St. Johann sein Zuhause. Am nächsten Montag fährt der Zügelwagen vor. «In den nächsten Monaten werde ich mich in Südafrika aufhalten», sagt der katholische Pfarrer. Was nach dem Sommer kommt, lässt er offen. Vielleicht bleibt er in Südafrika, vielleicht kehrt er in die Schweiz zurück und übernimmt eine andere Aufgabe im Bistum St. Gallen.

«Ich habe im Obertoggenburg viel Schönes erlebt und bin dafür sehr dankbar», sagt Thomas Thalmann. Trotzdem sei für ihn der Zeitpunkt gekommen, um einen Schritt weiter zu gehen. In einem Bildungsurlaub besuchte er Bischof Michael Wüstenberg in Aliwal, Südafrika. «Ich habe ihn vorher in Zürich kennen gelernt und war interessiert an seiner Arbeit», erzählt Thomas Thalmann. Diese sei weniger geprägt von Priestern, sondern viel mehr von Laien, die in Kleingruppen Aktionen für Kinder, Kranke oder für den Frieden durchführen. «Die Priester sind dort in erster Linie Animatoren und Motivatoren, das hat mich fasziniert», sagt der 52-Jährige. Der Abschied nach fünf Wochen in Südafrika sei sehr schwer gewesen. «Seither verspüre ich eine gewisse Sehnsucht.» Als ein Stellenwechsel im Raum stand, sah Thomas Thalmann die Chance für eine Auszeit und dafür, nach Südafrika zu gehen. «Zuerst werde ich meine Englischkenntnisse verbessern. Danach werde ich drei Monate lang bei Bischof Michael Wüstenberg sein», nennt Thomas Thalmann seine Pläne. Blauäugig nimmt er die Reise nicht auf sich. Er hat Respekt vor der anderen Kultur und davor, dass die Menschen in einer anderen Sprache reden. «Dazu kommt, dass die Menschen dort sehr arm sind, was die Gewaltbereitschaft und die Korruption erhöht».

Von zwei Pfarreien zu einer Seelsorgeeinheit

Thomas Thalmann hat im Obertoggenburg eine bewegte Zeit erlebt. Vor dreizehn Jahren kam er in den Seelsorgeverband Ebnat-Kappel-Neu St. Johann, der vor drei Jahren zur Seelsorgeeinheit Oberes Toggenburg ausgebaut wurde. «Ebnat-Kappel und Neu St. Johann pflegten eine intensive Zusammenarbeit. Stein, Alt St. Johann und Wildhaus bildeten auch eine Art Seelsorgemeinschaft. Mit der Gründung der Seelsorgeeinheit geht das Zusammenwachsen weiter», sagt er. Die fünf Pfarreien hätten jede ihren eigenen Charakter, findet der Pfarrer und vergleicht es mit einer Familie, wo auch jedes Mitglied einen eigenen Kopf, aber doch den gleichen Hintergrund habe. Thomas Thalmann ist überzeugt, dass die Gläubigen durch das Miteinander viel gewonnen haben. «Es brauchte viele Gespräche und Erklärungen, aber nun ist ein Wohlwollen zu spüren», sagt er.

Aber nicht nur die Gläubigen profitieren von der Seelsorgeeinheit, auch er als Pfarrer sieht viel Gutes darin. «Ich arbeite in einem Team, das die Aufgaben unter sich aufteilt. Für jedes Dorf gibt es einen Pfarreibeauftragten, eine Art Pate, aber jeder ist in allen fünf Kirchen tätig. Diese Abwechslung ist eine Bereicherung», sagt Thomas Thalmann. Als Pfarrer hat er aber auch mit den Menschen der Dörfer gelebt, hat mit ihnen viel Schönes erlebt. Aber immer wieder auch Trauriges, das auch ihn berührt hat. Eine besondere Beziehung hatte Thomas Thalmann mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Johanneums. Deren Lebensfreude sei ansteckend und immer wieder sei er im Gottesdienst von seiner Vorbereitung abgewichen und habe sich auf die Menschen mit einer Behinderung eingelassen. «Weil ich diese Menschen bei meinem Abschiedsgottesdienst dabei haben möchte, feiere ich diesen am Samstag in der Neu St. Johanner Klosterkirche», sagt Thomas Thalmann. Nach dem Gottesdienst besteht bei einem Apéro die Möglichkeit, sich von ihm zu verabschieden.

«In den Jahren sind tolle Beziehungen entstanden. Dafür bin ich sehr dankbar.» Er sei getrieben von der Neugier auf Lebenswelten, darum sei es ihm leichtgefallen, auf die Menschen zuzugehen. Eine Gabe, die gerade für einen Pfarrer ein besonderes Geschenk sei. «Ich bin überzeugt, dass dies ein Antrieb für mich ist, den Schritt nach Südafrika jetzt zu wagen», sagt er.

Thomas Thalmann wird am Gottesdienst vom Samstag, 28. Januar, um 17.30 Uhr in der Klosterkirche in Neu St. Johann verabschiedet.