Inflation
Gewerkschaften melden grösste Lohnerhöhung seit 20 Jahren

Die Lohnverhandlungen für das Jahr 2023 bringen für die Arbeitnehmenden die höchsten Lohnzuwächse seit 20 Jahren. Dennoch reiche dies nicht, um die Inflation auszugleichen, kritisiert der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse.

Peter Walthard
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Mit den Verhandlungen im Baugewerbe sind die Gewerkschaften zufrieden: Hier gibt es 150 Franken mehr Lohn.

Mit den Verhandlungen im Baugewerbe sind die Gewerkschaften zufrieden: Hier gibt es 150 Franken mehr Lohn.

Keystone

In 97 Prozent der Lohnverhandlungen für das Jahr 2023 seien generelle Lohnerhöhungen ausgehandelt worden. Dies teilte der Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse am Montag mit. Er spricht von den «höchsten Lohnerhöhungen in 20 Jahren», zieht aber dennoch ein «durchzogenes Fazit», wie es in der Mitteilung heisst.

Hintergrund ist die nach wie vor hohe Inflation, die sich vor allem auf tiefe und mittlere Einkommen auswirke. Die Lebenshaltungskosten seien im laufenden Jahr um bis zu vier Prozent angestiegen. «Dies entspricht dem stärksten Rückgang der Kaufkraft in den letzten 80 Jahren», schreibt Travailsuisse.

Dazu komme «die Weigerung des Parlaments, die Haushalte bei den Krankenkassenprämien und den Wohnkosten durch griffige Massnahmen zu entlasten». Die Lohnverhandlungen seien damit die einzige Möglichkeit gewesen, die Kaufkraft der Arbeitnehmenden zu erhalten.

Erfolge in Gastrobranche und Baugewerbe

Gelungen sei dies aber nur teilweise, schreibt Travailsuisse. Denn die Lohnerhöhungen blieben im Durchschnitt hinter den Preissteigerungen zurück. Positive Ergebnisse gab es laut Travailsuisse vor allem im Gastgewerbe, wo die Teuerung für alle Arbeitnehmenden auf dem Mindestlohn ausgeglichen werde. «Das Verhandlungsergebnis im Gastgewerbe werten wir als kleinen Erfolg», wird Urs Masshardt, Geschäftsleiter der Hotel und Gastro Union in der Mitteilung von Travailsuisse zitiert.

Als zufriedenstellend bewertet Travailsuisse auch die Ergebnisse im Baugewerbe. «Mit der pauschalen Erhöhung der Löhne um 150 Franken haben wir am Ende ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt», sagt Johann Tscherrig von der Gewerkschaft Syna laut der Travailsuisse-Mitteilung. Auch im öffentlichen Verkehr und der Verwaltung gelang es den Gewerkschaften, einiges herauszuholen. «Es konnten überall tragbare Lösungen gefunden werden», wird Greta Gysin, Präsidentin des Berufsverbands Transfair zitiert.

Nicht zufrieden sind die Gewerkschaften dagegen mit den Ergebnissen im Detailhandel und im Gesundheitswesen sowie bei Holzbau, Malern und Gipsern. Johann Tscherrig spricht laut Mitteilung von «enttäuschenden Resultaten, welche die ausserordentliche Situation der rekordhohen Teuerung nicht anerkennen.»