Die schönsten Orte zum Krafttanken: Auftakt mit drei Klassikern für Bewegungshungrige

Auszeit im Aargau (1)
Die schönsten Orte zum Krafttanken: Auftakt mit drei Klassikern für Bewegungshungrige

Chris Iseli

Wird die übliche Runde durch das Dorf oder die Stadt allmählich langweilig? Vielleicht lohnt es sich, mal in einer anderen Ecke des Kantons die Batterien aufzuladen. Inspiration dazu liefert unsere Serie der schönsten Orte zum Krafttanken.

Philipp Indermühle
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Was die einen vor der Haustüre haben, ist für die anderen etwas Besonderes. In diesem Sinne eröffnen wir die Serie mit drei Klassikern. Wir schlendern entlang dem Wasser und durch die Gassen einer Altstadt, erklimmen die Höhen eines Hausbergs und laden unsere Batterien an einem veritablen Kraftort in der Natur.

Tipp 1: Reuss und Altstadt in Bremgarten
Die Postkarten-Ansicht von Bremgarten.

Die Postkarten-Ansicht von Bremgarten.

Marc Ribolla

Historisches

Altstädte haben immer etwas Magisches, in Verbindung mit Wasser sowieso. In Bremgarten findet man beides. Die historische, in den 50er-Jahren nachgebaute Brücke führt über die Reuss in die Altstadt. Das Tosen des Wassers unterhalb der Brücke sorgt dabei für die Begleitmusik.

Das von den Habsburgern gegründete Städtchen ist ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Der Ort ist unterteilt in Ober- und Unterstadt und lädt mit hübschen Gassen und historischen Bauten zum Flanieren und Verweilen ein. Ausserdem locken verschiedene Restaurants, um etwas Feines zu sich zu nehmen.

Bremgarten ist bekannt für seine Märkte. Der bekannteste ist der Weihnachts- und Christchindlimärt jeweils Anfang Dezember. Als nächstes lockt aktuell der Pfingstmarkt (29. Mai) – erstmals ohne Bremgartens Marktchef-Legende Walter Friedli.

Anfahrt/Anreise

Warum Bremgarten zum Krafttanken? Dafür spricht zum einen die Erreichbarkeit. Es gibt genügend Parkplätze. Zum Beispiel ganz in der Nähe der Reussbrücke. Aber auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Ort gut zu erreichen. So befindet man sich, kaum angekommen, in wenigen Schritten direkt am Wasser und vor den Toren der Altstadt.

Spaziergang in Bremgarten dem Wasser entlang. Ausgangspunkt Parkplatz Isenlauf (Auto) oder Haltestelle Obertor (ÖV).

Spaziergang in Bremgarten dem Wasser entlang. Ausgangspunkt Parkplatz Isenlauf (Auto) oder Haltestelle Obertor (ÖV).

Karte: pin/Google Maps

Punkten kann Bremgarten aber auch mit den schönen Spazierwegen der Reuss entlang. Und zwar auf beiden Seiten des Ufers. Es ist ein Rundweg möglich, indem man die Reuss beispielsweise über das Stauwehr quert. Eine solche Runde ist in einer halben Stunde gut zu schaffen.

Wer noch etwas mehr für die Fitness tun will, kann die Tour bis zum Dominilochsteg in Hermetschwil-Staffeln verlängern und auf der anderen Seite der Reuss in Richtung Altstadt zurückwandern – fast immer mit dem Wasser in Blicknähe. Dafür sollte man dann schon zweieinhalb Stunden einplanen. Diverse weitere Routenvorschläge finden sich nach kurzer Recherche.

Vorschlag für eine längere Route vorbei am Kloster Hermetschwil-Staffeln (5), über den Dominilochsteg (6), durch den Wald und der Reuss entlang, durch die Altstadt mit dem Hexenturm (3) und schliesslich über die Reussbrücke (4) zurück zum Parkplatz.

Vorschlag für eine längere Route vorbei am Kloster Hermetschwil-Staffeln (5), über den Dominilochsteg (6), durch den Wald und der Reuss entlang, durch die Altstadt mit dem Hexenturm (3) und schliesslich über die Reussbrücke (4) zurück zum Parkplatz.

Karte: pin/komoot

Höhepunkt: Bremgartens Postkartenansicht

Alleine die Postkartenansicht von Bremgarten, mit den Altstadt-Häusern im Hintergrund und den Wellen auf der Reuss sowie der Brücke im Vordergrund hat etwas Kraftvolles. Wer sich Zeit nimmt (und ein wenig Glück hat), kann auf einer freien Sitzbank am Wasser Platz nehmen und die Szenerie auf sich wirken lassen.

Die einfacheren Routen sind kurz und auch für kleinere Kinder machbar. Zudem finden sich bei holprigen Abschnitten (Kieswege) Alternativen, die mit Kinderwagen oder Rollstuhl befahren werden können. Die anspruchsvolleren Wanderungen sind eher etwas für temporär oder längerfristig Kinderlose.

Weitere Eindrücke aus Bremgarten:

Von der Reussbrücke führt der Weg hoch zur historischen Altstadt.
6 Bilder
Am Promenadenweg finden sich viele Sitzgelegenheiten.
Die Marktgasse in der Altstadt.
Der Hexenturm.
Das Stauwehr ist begehbar.
Blick vom Dominilochsteg auf das Kloster Hermetschwil.

Von der Reussbrücke führt der Weg hoch zur historischen Altstadt.

Marc Ribolla
Tipp 2: Linde und Wasserfall in Linn
Im Frühling und Sommer besonders schön anzusehen: Die Linde von Linn.

Im Frühling und Sommer besonders schön anzusehen: Die Linde von Linn.

Sandra Ardizzone

Historisches

Die Linde von Linn ist über die Kantonsgrenzen hinaus als Kraftort bekannt. Die Sommerlinde gilt als der mächtigste Baum des Aargaus. 800 Jahre alt soll sie bereit sein und wurde gemäss Legende im Gedenken an die Pest von einem Dorfbewohner gespendet. Gar der Weltuntergang soll uns drohen, wenn die Linde nicht mehr ihren Schatten wirft.

Ein möglicher Rundweg führt vom Parkplatz Jurapark Aargau über die Baumkapelle und durch ein Waldstück zum Wasserfall von Linn. Über den unteren Weg, der sich durch die hügelige Landschaft schlängelt, geht es dann wieder zurück. Diese Wanderung lässt sich um eine Schlaufe zum Star dieses Ausflugs, der Linde, verlängern, wenn man einen kurzen Abschnitt über die wenig befahrene Strasse in Kauf nimmt.

Insgesamt sollte man für die kleine Rundwanderung mehr als eine Stunde einplanen. Insbesondere dann, wenn man hie und da verweilen, Fotos machen und die Landschaft auf sich wirken lassen möchte. Wer etwas weiter Wandern möchte, beachte diesen Routenvorschlag Linn - Thalheim.

Anfahrt/Anreise

Ein kleiner Tipp vorweg: Machen Sie es besser als wir bei unserem ersten Besuch und wählen Sie ausschliesslich den Weg via Bözbergpass nach Linn. Ihr Fahrzeug wird es Ihnen danken. Auch der öffentliche Bus fährt auf dieser Stecke – und zwar genau bis zur berühmten Linde von Linn. Andere Routenvorschläge ihres Smartphones oder Navigationsgeräts können Sie getrost ignorieren. Linn ist abgeschieden, die Strassen sind nicht alle asphaltiert.

Die Wanderroute in Linn (orange) führt über die Baumkapelle und durch ein Waldstück zum Wasserfall und von dort auf dem unteren Weg wieder zurück zum Parkplatz (rote Markierung). Grün die Zusatzschlaufe zur Linde.

Die Wanderroute in Linn (orange) führt über die Baumkapelle und durch ein Waldstück zum Wasserfall und von dort auf dem unteren Weg wieder zurück zum Parkplatz (rote Markierung). Grün die Zusatzschlaufe zur Linde.

Karte: pin/Google Maps

Doch das ist keineswegs negativ gemeint, denn es passt zu diesem Örtchen im Grünen. Denn was Spaziergänger aus Nah und Fern nebst der Landschaft hier schätzen, ist die Ruhe.

Vorsicht: Die Parkplätze direkt beim berühmten Baum sind alles andere als zahlreich. Wer mit dem Auto kommt und mehr als nur die Linde sehen möchte, sollte sein Fahrzeug auf den Parkplätzen nahe der Geschäftsstelle Jurapark Aargau abstellen. Google Maps weiss, wo diese zu finden ist.

Die Höhepunkte der Route

Das ist und bleibt natürlich die Linde, die je nach Jahreszeit anders aussieht. Seit Generationen ist die Linner Linde ein beliebtes Ausflugsziel. Sechs Besucherinnen und Besucher haben uns verraten, warum.

Der Wasserfall ist je nach Regenmassen der vorhergehenden Tage mehr oder weniger imposant. Selbstredend befindet sich Linn nicht im Hochgebirge und etwas völlig Atemberaubendes kann nicht erwartet werden. Aber schön ist der Wasserfall allemal und Sie werden auf dem Kantonsgebiet keinen grösseren finden, der noch dazu so einfach zugänglich ist. In unmittelbarer Nähe sorgt zudem ein alter Steinbruch für «Grand-Canyon-Feeling» im kleineren Aargauer Format.

Tipp für Eltern und Grosseltern: Der untere (Kies-)Weg lässt sich problemlos mit einem gewöhnlichen Kinderwagen bewältigen, für die obere Strecke via Baumkapelle sollte der Wagen hingegen ziemlich geländetauglich sein.

Mehr Fotos aus Linn:

Der Wasserfall von Linn.
10 Bilder
Auf dem Weg zum Wasserfall, hinein in ein kurzes Waldstück.
Der untere Weg, zurück zum Ausgangspunkt.
Die Linner Linde im Abendrot. Ein Leserbild vom Februar 2023
Sonnenuntergang hinter der geschichtsträchtigen Linde von Linn. Bild vom April 2022
Magisch! Diese Sternenfotografie stammt ebenfalls von einem Leser. Er hat das Bild Anfang Februar 2022 um 05:30 Uhr aufgenommen.
Die Abendstimmung im April 2022 hat Leserin Sonja Widmer festgehalten.
Die Linner Linde im Sommer 2020.
Der Wasserfall ist auch im Winter ein Besuch wert. Bild von 2018.
Märchenhaft.

Der Wasserfall von Linn.

Philipp Indermühle
Tipp 3: Goffersberg in Lenzburg
Der Gofi gleich hinter dem Schloss ragt noch etwas höher empor als der Hügel, auf dem die Lenzburg steht.

Der Gofi gleich hinter dem Schloss ragt noch etwas höher empor als der Hügel, auf dem die Lenzburg steht.

zVg

Historisches

Das Schloss Lenzburg kennt jeder und jede im Aargau. Von der Autobahn aus kann man es erblicken, in der Nacht ist es sogar beleuchtet. Nur etwas weniger bekannt ist wahrscheinlich der Hügel daneben – der Goffersberg mit dem Himmelsleiterli, wo das traditionelle Freischarenmanöver stattfindet. Hier erklärt der Stadtarchivar wie alles begann und was das Manöver bedeutet.

Vom Hügel aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf Lenzburg und umliegende Orte sowie natürlich «Fauchis» Schloss. Einzigartig ist die Nähe der beiden Molasse-Hügel und die damit Verbundene Nähe vom Gofi zur Lenzburg. So entfaltet sich die Kraft des im 11. Jahrhundert entstandenen Bauwerks auf den Betrachtenden.

Das Schloss könnte eine bewegte Geschichte erzählen, hat es doch schon verschiedentlich seine Besitzer gewechselt. Am längsten, nämlich dreieinhalb Jahrhunderte lang, diente es den Berner Landvögten als Sitz. Deshalb ist auf dem Gemäuer heute noch das Berner Wappen zu sehen.

Anfahrt/Anreise

Die Anfahrt ist dank Autobahn- und SBB-Anschluss besonders einfach. Parkmöglichkeiten gibts unmittelbar beim Schloss. Hierhin bringt einen auch der öffentliche Bus. Der Weg zum Bänkli mit Aussicht auf dem Gofi ist dann ein kurzer. Entweder steil hinauf über das Himmelsleiterli oder mit einem Schlenker über den Gofiweg. Oben auf dem Hügel gibt es einen kleinen Rundweg, einen Grillplatz und eben Sitzbänke mit Aussicht.

Welches ist Ihr Kraftort?

Orte zum Krafttanken gibt es viele. Wo laden Sie Ihre Batterien auf? Schicken Sie uns Fotos von Ihrem Lieblingsort mit einem kurzen Kommentar per E-Mail oder Whatsapp:
philipp.indermuehle@chmedia.ch – 079/858 34 12

Wer den gesamten Hügel zu Fuss bewältigen möchte, kann dies von der Altstadt aus tun – zum Beispiel mit Ausgangspunkt Museum Burghalde (Parkplatz Seifi). Hier gilt: Viele Wege führen auf den Schlosshügel oder den Gofersberg. Für Familien mit Kinderwagen empfiehlt sich die asphaltierte Schlossgasse. Für Erholungssuchende ohne Räder kann es auch der Rebweg sein. So oder so beansprucht die Steigung etwas die Kondition.

Möglicher Rundweg auf den Gofi und wieder hinunter. Blau der Teil für Kinderwagen, grün der Zugang vom Parkplatz beim Schloss.

Möglicher Rundweg auf den Gofi und wieder hinunter. Blau der Teil für Kinderwagen, grün der Zugang vom Parkplatz beim Schloss.

Karte: pin/Google Maps

Höhepunkt: Ein Besuch bei Fauchi

Wer mutig ist, besucht auf Schloss Lenzburg den Hausdrachen Fauchi. In seiner dunklen Höhle zischt, raucht, faucht und bebt es. Er soll gemäss einer Sage am Schlosshügel aus einem Drachenei geschlüpft sein. Es gibt auch eine Drachen-Forschungsstation, wo man erfahren kann, wie das legendäre Wesen lebt. Dort können Krallen, Zähne und Knochen untersucht und vielleicht einige Geheimnisse gelüftet werden.

Seit dem 1. April 2023 sind die Tore für Neugierige geöffnet. Weitere Informationen beim Museum Aargau. Für grössere Besucherinnen und Besucher hat das Schloss ebenfalls einiges zu bieten, etwa regelmässige Veranstaltungen.

Mehr Eindrücke vom Schlosshügel:

Sitzbänke mit Aussicht zum Träumen auf dem Lenzburger Gofi.
4 Bilder
Das Himmelsleiterli rauf auf den Gofi.
Schloss Lenzburg vom Gofersberg aus.
Der Drache Fauchi im Schloss Lenzburg.

Sitzbänke mit Aussicht zum Träumen auf dem Lenzburger Gofi.

Chris Iseli